Dienstag, 8. November 2011

"Vorhang auf für ein kleines bisschen Horrorshow!"

Impressionen vom Essener Zombie Walk 2011

Halloween ist seit acht Tagen wieder vorbei. Eigentlich haben wir sogar schon fast Adventszeit. In der Essener Innenstadt sind haben die ersten Weihnachtsmarkt-Buden geöffnet und die erste Weihnachtsbeleuchtung aufgehangen. Ganz zu schweigen davon, dass ich im Fernsehen mittlerweile schon die ersten Werbeclips gesichtet habe, in denen Tannenbaum, Schnee und Festbeleuchtung eine tragende Rolle spielen. Egal. Ich finde, es ist trotzdem noch nicht zu spät, um euch mit einem Bilderalbum zum Essener Zombie Walk 2011 zu behelligen. Aber Vorsicht! Die Fotos sind nichts für schwache Nerven, denn die Kostüme sehen zum Teil wirklich sehr schockierend und realistisch aus.

Was ist ein Zombie Walk überhaupt? Die Idee dahinter ist schnell erklärt: Eine Gruppe von Menschen verabredet sich, in der Regel über Internetportal wie Facebook & Co., um zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem öffentlichen Ort als Zombies verkleidet durch die Gegend zu laufen und Passanten zu erschrecken - ähnlich wie bei einem Flashmob. „Zombie Walks“ finden nicht nur an Halloween statt, sondern über das ganze Jahr verteilt in vielen deutschen Städten, etwa in Berlin, in Frankfurt und in Düsseldorf.

Wer mehr über den Essener Zombie Walk lesen möchte, wissen will, wer Veranstalter war und woher die Idee für Zombie Walks ursprünglich stammt, dem kann ich die aktuelle Ausgabe Nr. 44 der Essener Lokalzeitung "Werdener Nachrichten" nur empfehlen. Dort findet ihr auf Seite 7 einen recht umfangreichen Artikel über das blutig-bunte Spektakel, geschrieben von meiner Wenigkeit und ebenfalls mit Foto. Den Artikel werde ich nicht noch zusätzlich hier veröffentlichen - zum Kisok laufen lohnt sich also. ;)

Links / weitere Infos:

http://www.myspace.com/zombiewalkessen
http://www.derwesten.de/staedte/essen/gruselgarantie-beim-essener-zombiewalk-id6036533.html
http://fotowalther.de/blog/zombiewalk-essen-2011

Zombiewalk in Essen @ Halloween 2011 - Der Fiiihlm von Revolemotion
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Donnerstag, 3. November 2011

Ein Blick in die Kulturen dieser Welt

Vor einiger Zeit schrieb ich einen Blogeintrag zum Thema Postcrossing. Dadurch wurde ich auf ein ähnliches Projekt aufmerksam, die sich "Postcrossing" nennt. Es funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie Bookcrossing - nur geht es eben und Postkarten. Da ich dieses Projekt sehr interessant finde, habe ich mit der Postcrossing-Begisterten Sonja Bors Kontakt aufgenommen und sie interviewt.

mhö: Kannst du das Prinzip von Postcrossing kurz erklären?

Sonja Bors: Das Prinzip von Postcrossing ist es, (so gut wie) kostenlos Postkarten aus aller Welt zu erhalten. Um jedoch Karten zu erhalten, muss man vorher welche verschickt haben. Dabei fallen dann halt die Portokosten und die Kosten für die Karten an.

mhö: Seit wann machst du schon Postcrossing?

Sonja Bors: Ich „postcrosse“ seit Ende Juli 2009, das heißt seit mehr als zwei Jahren.

mhö: Was findest du an diesem Hobby so interessant?

Sonja Bors: Interessant finde ich an diesem Hobby, dass man so einen Einblick in die Kulturen dieser Welt bekommen kann, was die Leute so bewegt in ihrem alltäglichen Leben.

mhö: Wie hast du davon erfahren? Postkarten1

Sonja Bors: Erfahren habe ich von Postcrossing durch eine Brieffreundin aus England. Sie schrieb mir, dass sie von einer anderen Brieffreundin auf dieses Projekt aufmerksam wurde und gab mir den Link. Ich hab mir die Seite dann angesehen und war direkt begeistert.

mhö: Woher stammt die Idee ursprünglich?

Sonja Bors: Entwickelt hat das Projekt Paulo Magalhaes. Er bekam (und bekommt) gern Postkarten und da er wusste, dass es so einige Leute gibt auf der Welt, denen es genauso geht, wollte er einen Weg finden, dieses Hobby auszuleben.

mhö: Gibt es eine Postkarte in deiner Sammlung, auf die du besonders stolz bist?

Sonja Bors: Es gibt viele Karten, die ich sehr toll finde und auf die ich stolz bin. Faszinierend find ich vor allem auch die Karten der Moskauer Metrostationen.

mhö: Sind Postcrossing und überhaupt das Schreiben von Postkarten und Briefen in der heutigen Zeit, in der soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter die Welt regieren, überhaupt noch spannend?

Sonja Bors: Sicher sind solche Sachen noch spannend. Für das Schreiben von Postkarten und Briefen nimmt man sich in der Regel mehr Zeit und ich finde einen netten Brief oder eine nette Karte viel persönlicher. Man kann sich die Briefe oder Karten immer wieder anschauen und beim Schreiben eines Briefes oder einer Karte kann man mehr Persönliches vermitteln als wenn man dies im Internet tut.

mhö: In der internationalen Statistik ist Deutschland laut der Statistik auf der offiziellen Postcrossing-Homepage derzeit auf Platz drei bei den meisten versendeten Postkarten. Bei den Postcrossing-Mitgliedern sind „wir“ immerhin auf Platz 6. Kannst du dir erklären, warum dieses Hobby gerade in Deutschland so viele Menschen begeistert?

Sonja Bors: Ui, ich denke mal, das liegt daran, dass viele gerne verreisen, bzw. verreisen würden, jedoch nicht das Geld oder nicht die Zeit dafür haben. So kann man mit den Karten sich ein Stück der Welt nach Hause holen.

mhö: Vier fünftel aller Postcrossing-Teilnehmer sind weiblich. Kannst du dir erklären, warum?

Sonja Bors: Frauen sind in der Regel kommunikativer als Männer, auch beim Schreiben. Daher denke ich, dass sie für so was aufgeschlossener sind.

mhö: Hast du schon mal jemanden von deinen Postcrossing-Freunden persönlich getroffen oder planst du, das irgendwann mal zu tun?

Sonja Bors: Ja, habe ich, und zwar schon mehrfach. Auch Paulo habe ich schon getroffen. Ende November (vom 24. bis 27.) findet in Bielefeld zum zweiten Mal ein internationales Postcrossing Treffen statt, wo Paulo auch wieder dabei sein wird. Ich werde wieder als Tagesgast dabei sein und viele bekannte Gesichter treffen.

Offizielle Homepage des Postcrossing-Projekts: http://www.postcrossing.com
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Donnerstag, 27. Oktober 2011

Wenn die Kirmes plötzlich kein sicherer Ort mehr ist

Foto-Ausstellung im ecos office center Essen zeigt den Mensch und seine Beziehung zur Stadt

Ein Parkplatz irgendwo in Schweden. Überall auf dem Asphalt sind Reifenspuren und Dreck zu sehen. In der Mitte steht ein kreisrundes, weiß-blaues Schild. Der rot-gelbe Schriftzug darauf wirbt für eine bekannte Schnellimbiss-Kette. Das Schild ist zur Hälfte zertrümmert, sodass der Betrachter hindurchschauen kann. Es wirkt beinahe so, als klaffe eine riesige, offene Wunde in diesem eigentlich leblosen Gegenstand. Im Hintergrund sind Bäume und eine Holzhütte zu sehen. Daneben parkt ein einzelner Transporter. Alles wirkt einsam und verlassen. Wie im Niemandsland sieht es hier aus. Einladend ist die Szenerie nicht. Dennoch hat das Bild eine gewisse Ästhetik. Die unberührte Natur steht im Gegensatz zu einer trostlosen, verschmutzen Facette der Zivilisation.

Dieses Motiv gehört zu den Fotos, die Mathis Valtin Günther in seiner neuen Ausstellung in den Räumen des ecos center Essen, Weidkamp 180, präsentiert. Dem 28-jährigen Borbecker gefällt es, in seinen Bildern Kontraste aufzuzeigen. „Urban Mix“ ist der Titel seiner mittlerweile zweiten Ausstellung. Hätte sie einen Untertitel, könnte dieser etwa „Menschen und Plätze im urbanen Raum“ lauten. Denn neben den teils bezaubernden, teils unheimlich wirkenden Natur- und Landschaftaufnahmen sind es vor allem Menschen in Alltagssituationen, die Günther mit seinen Fotografien abbildet: Eine junge Frau, die an einer Straßenecke steht und wartend ihren Cappuccino aus einem Plastikbecher schlürft; hinter ihr ein riesiges, graues Gebäude. Eine ältere Dame mit Hut und Mantel, die auf einer Parkbank sitzt, die Augen starr geradeaus gerichtet, während sie sich eine Zigarre anzündet. Drei Jugendliche, die in einem Hauseingang rumlungern, anscheinend ins Gespräch vertieft. Der Mensch und seine Beziehung zur Stadt – das ist eines von Günthers Lieblingsthemen, das sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht.

Motive aus Berlin, Essen, Bottrop, New York und Schweden sind zu sehen. „Die Fotografie ist für mich eine Art, eine Stadt kennen zu lernen und an die Stadt ranzugehen“, meint Günther. Seine Motive entstehen meist spontan, häufig bei Stadtspaziergängen. „Oft ärgere ich mich auch, wenn ich ein gutes Motiv sehe, aber keine Kamera dabeihabe“, erzählt er.

CIMG5721 Günthers Leidenschaft für die Fotografie hängt mit seiner Berufsausbildung zusammen. Er ist angehender Architekt. Den Bachelorstudiengang Landschaftsarchitektur in Höxter hat er bereits erfolgreich abgeschlossen; seit Oktober macht er seinen Master „Städtebau NRW“ an der Fachhochschule Köln. „Als Architekt muss man mit Stadt und Landschaft zusammenarbeiten. Das eine Stadt nicht immer nur schön ist, hat für mich etwas Reizvolles“, so Günther. Seine Fotos sind Momentaufnahmen, die er hinterher nur geringfügig mit einem Computerprogramm bearbeitet. „Ich mache allenfalls eine Farbkorrektur. Eine Bildmontage käme für mich nie in Frage, obwohl ich das theoretisch machen könnte“. Einen professionellen Foto-Kurs oder ähnliches hat Günther nie belegt, sondern sich das komplette Handwerk autodidaktisch beigebracht.

„Urban Mix“ wurde am Freitag mit einer Vernissage eröffnet. Anne Hermanski, Inhaberin des ecos office center Essen, freut sich, dass die Werke des Jungfotografen nun in ihren Räumen hängen, und lobte dessen Werke: „Handykameras sind heutzutage überall. Jeder kann Fotos machen, so scheint es. Aber Fotokunst ist etwas völlig anderes, und der Beweis dafür hängt hier an den Wänden.“

Manchmal haben die Foto-Motive Günthers geradezu etwas Morbides und Gruseliges. Beispielsweise seine Serie über die Düsseldorfer Kirmes. Diesen Ort, den seine Besucher üblicherweise als Zentrum von Freude und Spaß empfinden, zeigt er aus seiner völlig anderen Perspektive: „Die Kirmes ist kein sicherer Ort, an dem man sich abends gerne aufhalten möchte“, findet der Fotokünstler. Das hat er versucht, durch eine Veränderung von Farben und Perspektive auszudrücken: „Zum Beispiel bei diesem Bild“ – er deutet auf die Nahaufnahme einer Geisterbahn. Hier sieht man gesättigte Farben und eine erschöpfe Frau im Kassenhäuschen, die ihren Blick nach unten gesenkt hat. „Da bliebt einem der Spaß ein bisschen im Halse stecken“, so Günther. „Außerdem wirft die Kirmes einen Kontrast auf: Das Personal, das in den Fahrgeschäften arbeitet, als Ruhepol zu der ganzen Bewegung, die um sie herum stattfindet.“

Doch der Foto-Künstler kann auch anders – ganz klassisch und idyllisch: Ein paar Schritte weiter hängen wunderschöne Naturaufnahmen aus Schweden. Fast mystisch wirken diese Landschaftsaufnahmen. „In der Mitte entspringt ein Fluss“ heißt eine davon – eines seiner beiden Lieblingsmotive. Sein zweites Lieblingsmotiv zeigt ein Werbeplakat auf dem New Yorker Times Square, das den Schauspieler und Regisseur Al Pacino abbildet. „Ich mag Al Pacino sehr. Er steht für so viel Leben“, begründet Günther seine besondere Verbindung zu diesem Foto.

Ob nun schön oder schaurig-schön: Die Besucher der Vernissage waren jedenfalls begeistert von Günthers Motiven. Der Künstler kann sich vor Begeisterung und Anerkennung seiner Gäste kaum retten: „Interessante Motive“, „Die Ausstellung hat meine Erwartungen übertroffen“ und „Eines der Fotos möchte ich auf jeden Fall für mein Wohnzimmer kaufen“, loben sie ihn.

Die Foto-Ausstellung „Urban Mix“ ist noch bis zum 23. Dezember im ecos office center Essen, Weidkamp 180, zu sehen. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Alle Fotos sind in limitierter Stückzahl käuflich zu erwerben. Weitere Infos gibt’s auf http://www.ecos-office.com/essen oder auf http://www.mathisvaltinguenther.de.

[Dieser von mir geschriebene Artikel ist am 20. Oktober 2011 in Ausgabe 42 der "Borbecker Nachrichten" erschienen]
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Donnerstag, 20. Oktober 2011

"Leichte und lockere Töne sind eigentlich die wahre Rebellion"

Band "One Love Rockers" will unbeirrt ihren Weg gehen

In den Räumen bei Alta Vita in der Ruhrtalstraße probt seit einigen Monaten eine Band, die sich den Namen "One Love Rockers" gegeben hat. Doch wer hinter Adam Magner (31), René Polus (21), Lion Schmitz (17) und Marius Claas (20) eine Rockband vermutet, liegt falsch: Die Jungs wollen ihr Publikum mit neuem innovativen Reggae begeistern.

"Der Begriff Rockers hat nicht mit Rock zu tun", so Keyboarder René. "Es ist eine besondere Spielart des Reggae, die in den späten 70ern entstand. Und der Titel eines bekannten Kultfilms aus der Reggae-Szene." Rockers stehe für eine neue, revolutionäre Form dieser Musikrichtung. "Genau so revolutionär wollen wir auch mit unserer Musik sein. Bei uns kommen viele Komponenten zusammen, ohne dass wir die Wurzeln des Reggae verleugnen."

Der erste Teil ihres Bandnamens, "One Love", erklärt er weiter, ist angelehnt an einen bekannten Bob Marley-Song. Er bezeichnet einen zentralen Gedanken der Reggae-Szene: Alle Menschen sind gleich, wollen das selbe, sind aus der selben Essenz. Diese Botschaft wollen die "One Love Rockers" auch in ihren Texten vermitteln.

Gefunden haben sich die Jungmusiker Ende 2010. René, der Tontechnik an einer privaten Hochschule in Köln studiert, und Adam, von Beruf Lüftungsingenieur, verband eine große Gemeinsamkeit: Ihre Liebe zur Musik. Erfahrung in verschiedenen Bands hatten beide schon gesammelt. Doch aktiv in einer Reggae-Band mitzuwirken, war für beide Neuland. Bald stießen Bassist Marius und Schlagzeuger Lion hinzu. "Im Dezember 2010 haben wir dann das erste Mal geprobt", erinnert sich Marius. One-Love-Rockers-in-Kettwig

Journalist Karl-Heinz Tobias hat die Band - im wahrsten Sinne des Wortes - entdeckt, als sie vor ihrem Proberaum standen. Dann hörte er sie das erste Mal spielen: "Als sie loslegten, ging die Post ab", berichtet er euphorisiert. Gänsehaut habe er bekommen, und seitdem sei er begeistert von den One Love Rockers. So begeistert, dass er die Band unterstützt, sie bei jeder ihren wöchentlichen Proben begleitet, und sich um ihre Pressearbeit kümmert. Er ist überzeugt davon, dass von den One Love Rockers noch viel zu hören sein wird.

Tobias ist nicht der einzige, der begeistert ist von der Musik: "Unser erstes richtiges Konzert hatten wir im Mai diesen Jahres im Bahnhof Süd. Der Saal platzte aus allen Nähten. Junge und alte Menschen sind aufgestanden und ausgerastet", berichtet René. Es folgten weitere Auftritte in der Zeche Carl, und ein Open Air am Baldeneysee. Dort durften sie sogar mit dem jamaikanischen Reggae-Musiker Joseph Blue Grant spielen. "Das war wie ein Ritterschlag für uns", schwärmt René. Denn Grant ist in der Reggae-Szene durchaus eine bekannte Größe. Immerhin war er Wegbegleiter von Bob Marley und stand mit ihm zusammen auf der Bühne. Und Bob Marley, den verehren die jungen Reggae-Musiker natürlich sehr; für seine Musik, aber gerade auch für sein politisches Engagement.

René hat früher immer Rockmusik und Punk gehört. Irgendwann war ihm das "zu heuchlerisch", denn: "Das hören doch alle, wenn sie rebellieren wollen. Reggae hingegen kommt immer so leicht rüber, aber es steckt so viel dahinter. Eigentlich ist das die wahre Rebellion." Natürlich soll die Musik der One Love Rockers Sommergefühle vermitteln und das Publikum zum Tanzen bringen. Doch mindestens genau so wichtig ist es ihnen, mit ihrer Musik zum Nachdenken anzuregen. Ein Beispiel: In dem Titel "Fight for your rights" singen sie von unterdrückten Menschen, die für ihre Rechte einstehen - im Allgemeinen, und speziell in Afrika.

Egal, wo die Musiker hinkommen, sie erleben laut eigener Aussage nur begeistertes Publikum. Ein Mädchen schloss die Band sogar so sehr ins Herz, dass sie ein Foto-Buch mit Bildern von Auftritten zusammenstellte und es der Band schenkte. Die Fotos der Jungs sind darin mit Schmetterlingen verziert. Lion scheint so viel Verehrung ein wenig peinlich zu sein - er vergräbt das Gesicht unter seinen Händen.

Wenn die One Love Rockers gemeinsam Musik machen, scheint irgendetwas in der Luft zu liegen. Es ist etwas ganz besonderes, was die Mitglieder der Band zusammenhalte, meinen sie. Irgendwie stimme die Chemie. Da sind sie sich einig. "Ich habe schon in vielen Bands gespielt. Aber ein solches Kribbeln, wie wenn ich mit den Jungs zusammen im Proberaum oder auf der Bühne stehe und spiele, habe ich noch nirgendwo erlebt", beschreibt Adam. Seine Bandkollegen nicken zustimmend.

Eine Demo-CD haben die vier Essener bereits aufgenommen. Aber, sie sind fest überzeugt, "das geht besser, das wissen wir". Deshalb ist es ihr erklärtes Ziel, in den nächsten Monaten eine CD aufzunehmen.

[Dieser von mir geschriebene Artikel ist am 19. August 2011 in Ausgabe 32 der "Werdener Nachrichten" erschienen]

Das nächste Konzert der "One Love Rockers" ist am kommenden Samstag, 29. Oktober, 17.30 Uhr, beim Halloween-Kürbisfest Kettwig auf der Sparkassenbühne Märchenbrunnen in der Altstadt. Weitere Infos zu diesem Auftritt gibt's hier: http://www.kuerbisfest-kettwig.de/html/programm.html Aktuell laufen Anfragen und Bookings für das nächste Jahr für Reggaefestivals. Den Winter nutzen die OneLoveRockers um die erste CD aufzunehmen, die voraussichtlich im Frühjahr 2012 erscheinen wird.

MySpace-Seite der One Love Rockers: http://www.myspace.com/oneloverockers
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Dienstag, 18. Oktober 2011

Eine Verbeugung vor Hemingway, Picasso und Dalí

Filmkritik „Midnight in Paris“

Woody Allen kann es einfach nicht lassen. Auch in seinem neusten Film „Midnight in Paris“ muss er wieder seinen Unmut gegen die konservative Partei der Republikaner unterbringen. In dieser romantischen Komödie, bei der Allen er als Regisseur und Drehbuchautor tätig war, lässt er seine Hauptfigur die Anhänger der Republikaner als „demenzkranke Trottel“ beschimpfen. Dieser amüsante politische Seitenhieb gleich zu Beginn des Films ist nur einer von vielen Gründen, warum man sich diesen Film unbedingt anschauen sollte.

In „Midnight in Paris“ geht es um Gil (Owen Wilson), einen erfolgreichen Drehbuchautor, der gerade an seinem ersten Roman arbeitet. Was ihm fehlt, ist die Inspiration. Als Muse dienen ihm zum einen seine Verlobte Inez (Rachel McAdams), zum anderen eine Dame namens Paris. Nein, nicht Hilton. Gemeint ist tatsächlich die Hauptstadt Frankreichs. „Sieh dir das nur an. Das ist unglaublich. So eine Stadt gibt es kein zweites Mal auf der Welt, gab’s noch nie! und „Kannst du dir ausmalen, wie abgefahren schön diese Stadt im Regen ist?“, schwärmt der Protagonist gleich zu Anfang des Films. Deswegen plant er auch, in Paris alt zu werden – ein Lebenstraum, von dem er seine Freundin ganz und gar nicht überzeugen kann. Inez will eigentlich gleich nach der Reise, auf der sich die beiden befinden, wieder zurück nach Beverly Hills. Midnight-in-Paris-Pressefoto

Weil es Gil gefällt, des Nachts durch die Straßen der französischen Hauptstadt zu wandeln, entdeckt er bald durch Zufall eine Möglichkeit, das Paris vergangener Tage kennen zu lernen. Immer, wenn Gil sich an einer bestimmten, geheimnisvollen Ecke der Stadt aufhält, und dort genau bis Mitternacht wartet, fährt eine Limousine vor, und nimmt den Autor mit ins Paris der 1920er Jahre. Dort trifft er auf seine großen Vorbilder Ernest Hemingway, Pablo Picasso und dessen Geliebte Adriana, Francis Scott Fitzgerald, Salvador Dalí und Gertrude Stein. Er plaudert, feiert, trinkt, lacht und flirtet mit diesen Figuren. Er holt sich Feedback zu seinem Romanentwurf von seinen persönlichen künstlerischen Vorbildern. Immer dann, wenn die Nacht zu Ende ist, ist auch der Spuk vorbei.

Diese skurrile Zeitreise-Geschichte ist eine Hommage an die Stadt Paris, aber auch eine Hommage an die Kunst und die Literatur im Allgemeinen, und eine Verbeugung vor Hemmingway, Picasso, Dalí und ihren Zeitgenossen. In 94 unterhaltsamen Minuten wird erzählt, wie wundervoll es sein kann, in der Geschichte zu versinken, in Erinnerungen zu schwelgen und eins zu werden mit längst vergangenen Ereignissen – und dass es aber auch notwendig ist, immer wieder ins Hier uns Jetzt zurückzukehren. Eine Botschaft, die – hat man sie erst mal verinnerlicht – durchaus unkitschiger ist, als es sich anhört.

„Midnight in Paris“ ist alles in allem ein wundervoller Film. Woody Allens neustes Werk überzeugt mit sympathischen Charakteren, witzigen Dialogen und charmanten Einfällen. Sicher: Die Idee, dass ein verträumter Hansguckindieluft eine Möglichkeit findet, sich in eine Traumwelt zu flüchten, ist nicht unbedingt neu. Aber es wirkt erfrischend, dass diese Liebeskomödie mit manchem Hollywood-typischen Erzählmustern bricht – allein schon durch das überraschende und offene Ende. Mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten. Schaut es euch einfach selbst an. Der Film lohnt sich und bekommt von mir sieben Eiffeltürme auf der nach oben offenen Romantik-Kitsch-Skala.

Offizielle Film-Homepage: http://www.midnight-in-paris.de//

Foto: Concorde Filmverleih
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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Passt gar nicht in ihr Haus

Bernsteinschnecke hat Appetit auf frisches Grün

Für Hobbygärtner ist sie eine wahre Plage - aber dazu später mehr. Für Naturliebhaber hingegen ist sie ein schöner Anblick. Die gemeine Bernsteinschnecke (Succineidae) stammt aus der Familie der Landlungenschnecken (Stylommatophora).

Seinen Namen trägt das Tier aufgrund des bernsteinfarbenen Schneckengehäuses. Das Gehäuse geht in die Länge, und nicht in die Breite. Es umfasst nur wenige Windungen, wobei die letzte Windung stark vergrößert ist. Außerdem ist das Gehäuse sehr dünn und leicht zerbrechlich. Die meisten Brensteinschnecken können ihren Kopf nicht mehr vollständig darin zurückziehen. Im Gegensatz zu anderen Schneckenarten ernähren sie sich nicht von abgestorbenen Pflanzenteilen, sondern fressen frische Blätter. Deswegen ist sie in so manchem Schrebergarten ein äußerst ungern gesehener Gast. bernsteinschnecke

Die Weichtiere werden bis zu zwei Jahre alt. Wie alle Landlungenschnecken handelt es sich um Hermaphroditen, also Zwitterwesen mit sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechtsteilen. Sie könnten sich also theoretisch selbst befruchten, und tun dies auch manchmal. Meist befruchten sich jedoch zwei Schnecken gegenseitig. Die Schnecke legt nach der Paarung 120 bis 170 Eier in mehreren Gelegen in einem puddingartigen Laichballen ab. Aus den Eiern schlüpfen ihre Nachkommen. Ein ausgewachsenes Tier wird bis zu drei Zentimeter lang.

Wer die Bernsteinschnecke entdecken möchte, der sollte an Fluss- und Seeufern danach suchen. Dort kommen diese kleinen schleimigen Kriechtiere weltweit vor, insbesondere im europäischen Raum. Die Flüssigkeit brauchen sie zum Überleben.

Es kann passieren, dass sich an den Fühlern der bernsteinschnecke ein Parasit (Leucochloridium paradoxum) absetzt. Dieser gehört zu den Plattwürmern, genauer zu den Saugwürmern (Leucochloridium). Die Fühler der Bernsteinschnecke sind, wenn sie von einem Parasiten befallen ist, auffallend dick geschwollen und grün gestreift. Es bilden sich so genannte Fühlermaden, die wie Würmer oder maden wirken. Damit lockt der Parasit Vögel an, die die Schnecke fressen. Der Parasit nutzt den Vogel dann als Endwirt.

[Dieser von mir geschriebene Artikel ist am 19. August 2010 in der Rubrik "Am Wegesrand" in Ausgabe 33 der "Borbecker Nachrichten" erschienen]

Das Foto in diesem Blogeintrag ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert. Die Fotograf ist Pavel Leman. Er erlaubt die Nutzung und Weiterverbreitung des Fotos, unterstützt aber weder mich noch meine Verwendung des Werks.

Tipps zur Schneckenbekämpfung im Garten hat der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) zusammengestellt: http://www.nabu.de/oekologischleben/balkonundgarten/gartentipps/00546.html
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Von Stadtteilmüttern und Supervätern

Freundlich lächelnd blickt dieser Mann herüber. Es ist ein optimistisches, gut gelauntes Lächeln. Immer wieder scherzt und lacht er, untermalt seine Worte mit lebendiger Gestik - überhaupt hat er sichtlich sehr viel Spaß am Erzählen. Dann und wann winkt er den Frauen und Kindern zu, die immer wieder durch den Raum wuseln und sich höflich für die Störung entschuldigen oder an den Fenstern vorbeilaufen.

Mahdi Saleh ist Mitarbeiter des interkulturellen Kinder- und Elternzentrums des Diakonischen Werks Neukölln-Oberspree. Seit mehreren Jahren leitet der studierte Sozialpädagoge dort das Projekt "Super-Väter", das den Vätern aus Familien mit Migrationshintergrund bei der Kindererziehung helfen soll.

"Neukölln ist gekennzeichnet durch schwache soziale Strukturen, erschreckend hohe Arbeitslosigkeit und eine hohe Bevölkerungsdichte. Fast 40 Prozent der hier lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund", erklärt Saleh. Lediglich die Hälfte aller dort lebenden Kinder besucht eine Kindertagesstätte (Kita). Zum einen mangelt es den Eltern aufgrund des fehlenden Einkommens an Geld für eine Kindertagesstätte; zum anderen sehen die Mütter, die oft Hausfrauen sind, auch nicht die Notwendigkeit, ihr Kind in eine Kita zu schicken. Auch die Sprachbarriere und eine daraus resultierende Unsicherheit und Scheu spielt häufig eine große Rolle. Folge ist: Bei der Einschulung können die Kinder kein Deutsch.

"Die große Politik kann nicht alles lösen, deshalb versuchen wir, mit Beteiligung der Leute vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten", sagt Saleh, während er kleine bunte Flyer in Deutsch, Türkisch und Arabisch herüberreicht, die die Arbeit der zahlreichen Projekte des Elternzentrums skizzieren. Diese Flyer werben für Schulungen zu Themen wie gesunde Ernährung, Sprachentwicklung oder Entwicklungsaufbau der Kinder. So wollen die Mitarbeiter des interkulturellen Elternzentrums die Mütter der Kinder, die Kitas besuchen, gezielt ansprechen. Berlin-Neukoelln

"Die Frage, die wir uns jetzt stellen mussten, war aber: Wie erreichen wir auch die Eltern derjenigen Kinder, die keinen Kontakt zu Kitas haben?", erklärt der 31-jährige der auch selbst Familienvater ist. Daraus entstand dann die Idee des Stadtteilmutterprojekts. Vorbild war hier das 'Rucksackprojekt' in Rotterdam. "Die Idee dahinter ist, dass motivierte und engagierte Eltern andere Eltern aufsuchen und ihnen die Arbeit des Elternzentrums näher bringen." Im Gepäck haben sie eine gelbe Tragetasche mit allerhand Ordnern, Flugblättern in Deutsch und in der jeweiligen Muttersprache und Adressverzeichnissen von Beratungsstellen. Auch kleine Mitbringsel für die Kinder, wie Malbücher oder Spielzeuge, sind dabei.

Die Stadtteilmütter suchen das Gespräch mit den Eltern, klären sie auf, erzählen über sämtliche Aspekte der Erziehungsfragen zu Kleinkindererziehung. Ob Fragen zum deutschen Schulsystem und zu Kindertagesstätten, zur sprachlichen Entwicklung des Kindes, zur Sexualentwicklung, zum Umgang der Kinder mit den Medien, zur körperlichen Entwicklung oder zur gesunden Ernährung des Kindes - zu jedem Thema beraten die Stadtteilmütter.

"Wichtig ist, dass ein solches Gespräch immer in Form eines gegenseitigen Austauschs der beiden Frauen stattfindet, und nicht in Form eines Vortrags", weiß Maria Macher (36 Jahre), Leiterin des Stadtteilmütterprojekts. Natürlich unterliegen die Stadtteilmütter dabei auch einer Art Schweigepflicht; die Namen der Familien, die sie besuchen, werden nirgendwo gelistet oder weitergeleitet. Und wenn beispielsweise auf einer Fortbildung über die Probleme der Familien gesprochen wird, bleibt die Anonymität natürlich gewahrt. Eine Stadtteilmutter stattet einer Familie zehn Besuche in einem Zeitrahmen von anderthalb bis zweieinhalb Stunden ab. Die Mütter hätten theoretisch jederzeit die Möglichkeit, die Beratung abzubrechen. Dies ist aber noch nie passiert. "Jede der insgesamt 150 betreuten Familien hat die Hilfe immer herzlich aufgenommen", so Macher.

Derzeit gibt es insgesamt 36 aktive Stadtteilmütter. Neben der Hilfe zur Selbsthilfe, die diese leisten, hat das Projekt auch noch weitere Vorzüge: Die Mütter bekommen eine Aufwandsentschädigung von 180 Euro pro zehn Besuche bei einer beratenen Familie. Als weiterer Anreiz soll ein Zertifikat dienen, das sie ausgestellt bekommen. Damit werde den Müttern zum einen die Möglichkeit zum Einstieg ins Berufsleben geliefert, zum anderen stärke dies ihr Selbstwertgefühl. "Das ist sozusagen wie eine Art ABM-Stelle", meint Saleh.

Und so ist das Stadtteilmütterprojekt ein gutes Beispiel dafür, wie Integration nach dem Modell "Hilfe zur Selbsthilfe" funktionieren kann. "Vielleicht können wir nur einen minimalen Beitrag leisten, aber das ist ja zumindest schon mal ein Anfang", rsümiert Saleh. Ein Anfang ist es in der Tat, und vielleicht ein Modell für andere Städte, die Integration weiter voranzutreiben. Denn soziale Brennpunkte und Integrationsprobleme gibt es nicht nur in Großstädten wie Berlin, sie existieren überall auf der Welt. Das Stadtteilmütterprojekt kann man als eine Art Leitfaden sehen, um dieses Problem zu bekämpfen.

[Dieser von mir geschriebene Artikel ist im Oktober 2006 im Rahmen der Berliner Diakonie-JugendPresseTage der Jungen Presse e.V. entstanden.]

Das Foto in diesem Blogeintrag ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert. Der Fotograf ist Georg Slickers. Er erlaubt die Nutzung und Weiterverbreitung des Fotos, unterstützt aber weder mich noch meine Verwendung des Werks.

Homepage des interkulturellen Elternzentrums: http://www.schillerpromenade-quartier.de/Diakonisches-Werk-Neukoelln-Oberspree-e-V-Interkulturelles-Elternzentrum.767.0.html
Homepage der Jungen Presse e.V.: http//www.junge-presse.de
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Montag, 10. Oktober 2011

Fernöstliche Weisheiten

In den indischen Religionen ist ja die Idee vom Karma verbreitet. Sie wissen schon: Die Vorstellung, dass der Mensch mit allem, was er tut, spirituelle Energie sammelt, die positiv oder negativ sein kann, und die sich dann auf das Leben nach der Wiedergeburt auswirkt. Ich finde, dass es ein unglaublich kluger Gedanke ist, sich so etwas vorzustellen - ganz egal, ob man Religion etwas abgewinnen kann oder nicht. Im Alltag hilft es, wenn ich mir eine Karma-Uhr vor meinem geistigen Auge vorstelle, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dabei muss es sich noch nicht mal um weltbewegende Dinge handeln.

Kürzlich stand ich vor der Entscheidung, mir nach Feierabend noch einen Eisbecher am Kiosk zu holen. Geschmacksrichtung Karamell, mit Schokostückchen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Eine kleine Selbst-Belohnung dürfte drin sein. Ist doch gut fürs Karma, oder? Andererseits: Eine echte Kalorienbombe. Unverschämt teuer noch dazu! Ich wiege mit dem Kopf, studiere aufmerksam die Packung, und sehe dann das Qualitätssiegel "Fair gehandelt". Das überzeugt mich zum Kauf. Wie gut, dass es dich gibt, liebes Karma!

[Diese von mir geschriebene Kolumne ist am 12. August 2011 unter dem Titel "Wird schon Werden" in Ausgabe 32 der "Werdener Nachrichten" erschienen]
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Das Genie beherrscht das Chaos

„Mir ist bisher nur ein Journalist mit aufgeräumtem Schreibtisch begegnet, und der wurde eines Tages verhaftet, weil er ein lange gesuchter Sittenstrolch war.“ Dieser Spruch hängt in einem Büro, das zwar nicht von mir eingerichtet wurde, aber nun für zwei Wochen mein Arbeitsplatz ist. Er stammt aus der Feder des englischen Reisekolumnisten Bill Bryson. Hätte aber durchaus auch von mir sein können.

Zu glauben, diese Marotte hätten nur Journalisten, ist jedoch falsch. Eine Kollegin interviewt beruflich Wissenschaftler. Meistens, so erzählte sie mir neulich, machten diese einen total abgeklärten Eindruck. Und doch hätten sie alle irgendwie einen Spleen. Neulich habe sie zum Beispiel von einem gelernt: „Wer einen 'sauberen' Schreibtisch hat, dessen Geist ist krank.“ Na, dann bin ich wohl vom Geist her ein Genie – denke ich mir beruhigt.

[Diese von mir geschriebene Kolumne ist am 5. August 2011 unter dem Titel "Wird schon Werden" in der Ausgabe 31 der "Werdener Nachrichten" erschienen]
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Sonntag, 9. Oktober 2011

Die größte Bibliothek der Welt

"Bookcrossing" ist eine Online-Buchtauschbörse der besonderen Art

Vor einiger Zeit hatte ich das erste mal etwas von "Bookcrossing" gehört - einer Online-Community, die Spaß daran hat, Bücher zu verstecken, zu suchen, zu lesen und dann weiterwandern zu lassen. Jetzt habe ich mir fest vorgenommen, es selbst einmal auszuprobieren. Also will ich mich auf Bücherjagd begeben.

Gedacht, getan: Ich schalte also meinen Rechner ein und öffne die Seite http://www.bookcrossing.com. Nachdem ich mich durch das zunächst etwas unübersichtlich wirkende Menü gekämpft habe, finde ich unter der Rubrik "Go Hunting" eine Aufstellung, in welchen Ländern wie viele Bücher von ihrene ehemaligen Lesern versteckt worden sind. Und stelle fest: Hey - Deutschland ist Vize-Weltmeister, mal wieder: In unserem Land gibt es tatsächlich 5.471 Exemplare, die gerade gelesen werden oder irgendwo auf einen neuen Besitzer warten! Damit sind "wir" in der größten Bibliothek der Welt zweiter hinter den USA mit 10.877 (hier kommt übrigens auch Ron Hornbaker her, der das Projekt vor acht jahren ins Leben rief), dicht gefolgt von Großbritannien (mit 5.439 auf dem dritten Platz). Ich klicke weiter... Wow, 2.052 Exemplare - also rund die Hälfte aller deutschen Bücher - sind auch noch in "unserem" bundesland NRW verzeichnet! Kaum zu glauben also, dass dieser Trend tatsächlich so lange an mir vorbeigegangen ist.

Jetzt muss ich mich entscheiden, an welchem Ort in meiner Heimatstadt Essen ich nach einem versteckten Buch "jagen" möchte. Ich habe die Wahl zwischen dem hiesigen Einkaufszentrum Limbecker Platz, der Uni, einem Kino, dem Gruga-Park und einem namenhaften schwedischen Möbelhaus. Hmm, das Einkaufszentrum ist mir zu groß - da kann ich ja gleich die Nadel im Heuhaufen suchen. Im Gruga-Park wäre es dasseleb. Außerdem würde das wieder Eintritt kosten - genau wie ein Kino-Besuch. Und gerade das ist ja eigentlich das tolle an Bookcrossing: Das es eben komplett kostenlos ist. Da gerade semesterferien sind, möchte ich die Uni eigentlich nach Möglichkeit meiden. Meine wahl fällt also auf das Möbelhaus. Hier sollen gleich mehrere Bücher versteckt sein, also versuche ich meine Glück. CIMG5665

Ein bisschen fühle ich mich schon wie ein Geheimagent, als ich so von Zimmer zu Zimmer schleiche und in den Regalen und Schubladen stöbere. Teelichter, leere CD-Hüllen, Gläser, Tassen, Geschirr, Werbebleistifte, allerhand Kram - aber keine Bücher, nirgendwo. Da drüben im Regal stehen einige - aber bloß Deko-Bücher des Möbelhauses. Vielleicht stöbere ich mal sorgsam durch - da muss sich doch irgendwo ein Bookcrossing-Exemplar zwischengemogelt haben. Müsste doch auffallen, so ein deutscher Titel zwischen all den schwedischen. Mal schauen... Nee, nichts. Aber in dem Bücherregal gegenüber doch bestimmt... Wieder nichts. Vielleicht da vorne, ein Zimmer weiter... Endlich, ein deutschsprachiges Buch! Ich scheine es geschafft zu haben, denke ich erfreut. Meine Freude verfliegt jedoch gleich wieder, als ich feststelle, dass es sich um "Michel aus Lönneberga" von Astrid Lindgren handelt. Sicher auch ein schönes Buch - und vermutlich könnte ich es sogar mit nach Hause nehmen, lesen und dann wieder in den Schrank stellen, ohne dass es jemand merkt. Aber eben kein Bookcrossing-Exemplar, sondern auch nur Dekoration aus dem Hause unserer schwedischen Freunde.

Nach einer geschlagenen Stunde Suchzeit - ich habe eigentlich die Nase voll und will gerade aufgeben - beschließe ich, noch mal eben den Bücherstapel im Schlafzimmer auf dem schwarzen Wandregal LACK neben dem Bettgestell ANEBODA unter die Lupe zu nehmen. Und tatsächlich: Auf dem obersten Buch mit dem Titel "Macao - Goldenes Tor zum fernen Osten" von Daniel Carney prankt oben rechts ein runder blau-gelber Aufkleber mit der Aufschrift "Buch auf Reisen". Mein Herz schlägt zum zweiten Mal an diesem Tag höher. Ich packe das Buch, drehe es, und lese - auch hier befindet sich ein Aufkleber: "Dieses Buch wurde weder verloren noch vergessen. Es wurde absichtlich freigelassen, damit es gefunden werden kann. Das Buch ist bei Bookcrossing registriert....." Yes! Juchhu! Ich jubele, zum Glück nur innerlich. Sonst würden die Leute in meiner Umgebung mich wahrscheinlich für verrückt halten. Wenn sie das nicht ohnehin schon tun - nachdem sie gesehen haben, wie ich hier den halben Laden auseinandernehme. Also stecke ich das Buch heimlich, still und leise in meine Tasche. Dabei komme ich mir ein bisschen so vor, als würde ich etwas verbotenes tun. Vermutlich ist das auch einer der Faktoren, die die Begeisterung für Bookcrossing ausmachen.

Wieder zu Hause, vor meinem Rechner: Nun soll ich also die BCID - eine Nummer, die auf dem Aufkleber auf dem Buchrücken vermerkt ist - eingeben, und einen Journal-Eintrag machen, in dem ich angebe, wo ich das Buch gefunden habe. Wieder bin ich zunächst etwas irritiert wegen der leicht chaotisch gelayouteten Homepage. In meinen Augen das einzige Manko an der sonst großartigen Idee Bookcrossing, das einem die Lust und den Spaß am Projekt auch schon mal verderben kann. Aber zum Glück habe ich ja ein ganz gutes Durchhaltungsvermögen, und auch die deutsche Support-Seite hilft bei offenen Fragen weiter. Ich erfahre, dass mein Buch bzw. dessen erste Besitzerin "cinda-rella" aus Esslingen am Neckar in Baden-Würtemberg stammt, und es zu einem Meet-Up (Treffen der Buchkreuzer-Freunde) ins Künstlercafé Unperfekthaus mitgenommen hat. Hmmpf, wenn ich den Weg eines Buchs weiterverfolgen oder später mal selbst Bücher freilassen möchte, muss ich mich also registrieren. Na gut, dann mache ich das halt. Ich wähle kreativerweise den Nicknamen Dr-Sun, weil eine Nebenfigur aus dem "Macao"-Roman so heißt - so viel hat mir die Lektüre des Klappentexts schon verraten.

Etwa anderthalb Wochen später habe ich das Buch durchgelesen. Es geht um den "Schlagenbootsmann" Nikolai, ein Goldschmuggler, der zusammen mit seiner Mannschaft noch einmal eine letzte große Fahrt antritt, und um seine geliebte Crystal Lily, hübsche Erbin der "chinesischen Mafia". Ein spannender Abenteuer-Roman für Erwachsene und ein interessantes Buch über Gold, Macht, Liebe Hass und Verrat - durchaus zu empfehlen. Das schreibe ich dann auch als Kommentar auf die Bookcrossing-Homepage, zusammen mit der Information, dass ich es morgen gegen 10.00 Uhr irgendwo an meiner Uni wieder "freilassen" werde, wie es im Bookcrossing-Jargon heißt. Vielleicht lege ich es in einen der Zeitschriften-Kästen neben die Gratis-Studentenblätter, vielleicht in die Nähe der Bibliothek, vielleicht irgendwo auf einen Stihl neben ein Büro, sodass es jemandem die wartezeit bis zur Sprechstunde verkürzt. Mal schauen. ich bin gespannt: Wer es wohl finden wird?

Links / weitere Infos:

http://www.bookcrossing.com
http://www.bookcrossers.de
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Kohle für deine Ideen? Wir fördern eure Projekte!

Du bist jung, hast Ideen für Projekte und möchtest aktiv werden? Dann bist du bei der Youth Bank goldrichtig! Wir fördern mit bis zu 800 € und beraten dich.

Du weißt, wie schwierig es ist, für kleine Projekte eine finanzielle Förderung zu bekommen? Du brauchst Hilfe bei der Umsetzung, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder bei der Suche von Kooperationspartnern?

Dann würden wir dir gerne helfen! - Zusammen mit der Jungen Presse e.V. setzen wir uns als Youth Bank Essen seit März 2007 für Jugendprojekte ein und unterstützen dich und deine Mitstreiter bei der Umsetzung eurer Ideen finanziell und ideell mit Know-how! Dabei ist es egal, ob hinter einem Projekt ein etablierter Verein oder drei Jugendliche mit vielen Ideen stehen. Gruppenfoto-YB-Essen

Eine Youth Bank vergibt keine Kredite, sondern verschenkt Geld - so unglaublich das auf den ersten Blick vielleicht auch klingen mag. Das Geld muss nach der Förderung nicht zurückgezahlt werden. Wir verlangen lediglich eine kurze, stichhaltige Projekt-Dokumentation und eine Abrechnung mit Original-Belegen über sämtliche Ausgaben, die aus der Förderung finanziert worden sind.

Wichtig für eine Projektförderung ist allein die Motivation und die Erfüllung der Youth Bank Förderkriterien:
1. Jugendlichkeit: Das Projekt muss von Jugendlichen initiiert und mit Jugendlichen umgesetzt sein.
2. Gesetzeskonformität: Das Projekt darf nicht gegen geltendes Recht verstoßen.
3. Gemeinnützigkeit: Die Projektmittel dürfen nicht in privaten Taschen verschwinden.

Generell ausgeschlossen sind:
- Schulische Pflichtveranstaltungen: Abiball, Projektwochen, Klassenfahrten etc.
- Freizeitfahrten ohne lokale Wirkung
- Partys
- Konzerte, falls nicht ein Informations- / Aufklärungscharakter deutlich im Vordergrund
- sich wiederholende Projekte

Ansonsten ist im Prinzip alles möglich! Ob schwul-lesbisches Medienprojekt, Kurzfilmdreh, Poetry Slam, Filmfestival, Schülerzeitung, Pfingstzeltlager, Gründung einer Hockeymannschaft, SV-Fahrt, Mädchentreff, Buch-Lesereise oder städteübergreifendes Jugendmagazin. Wir bieten dir Chancen für deine Ideen - und das schnell, einfach und unbürokratisch! Insgesamt 43 Mikroprojekte hat die Youth Bank Essen bisher seit ihrer Gründung gefördert, mit einer Gesamt-Summe von 19403,75 €. Tendenz steigend - Wir freuen uns über jeden weiteren Projektantrag.

Die Youth Bank Essen c/o Junge Presse e.V. ist Teil des Netzwerks des Youth Bank Deutschland e.V. und wird von der Stadt Essen und der Alfred-Krupp-und-Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung unterstützt.

Links / weitere Infos:

http://www.youthbank-essen.de
http://www.youthbank.de/Essen
http://www.townload-essen.de/dein-projekt/youth-bank/
http://www.junge-presse.de

Unser Imagevideo: http://www.youtube.com/watch?v=82imTBwRdSA

Foto: Junge Presse e.V.
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Umarmungen, ganz kostenlos

Ach, was soll's. Wenn ich schon mal dabei bin, in der Mottenkiste zu graben (siehe vorheriger Blogpost), kann ich auch gleich damit weitermachen. Auch dieser Artikel ist 2009 beim Kirchentag in Bremen entstanden und wurde ursprünglich auf "Unicum.de" in der Rubrik "Reporter" veröffentlicht. Es ist ein kleines, aber feines Porträt über Esther und Tanja, zwei ostfriesische Teilnehmerinnen des Kirchentags, die "Free Hugs" anbieten. Was das ist und wie man darauf kommt, so etwas zu machen, erfahrt ihr jetzt. Fröhliche Lektüre!

"Ganz ehrlich: Die Idee haben wir abgeguckt", geben sie lachend zu. "Wir haben am Hauptbahnhof Leute gesehen, die das gemacht haben. Zunächst waren wir skeptisch - aber dann haben wir uns gedacht: Lass uns das doch auch mal ausprobieren!" Gesagt, getan. Die beiden bastelten sich ein Papp-Schild mit der Aufschrift "Gratis Umarmung!", und nun stehen die beiden jungen Frauen fröhlich lächelnd in der Gegend. Free Hugs-Foto von Jesslee Cuizon

Ein Menschenstrom zieht an ihnen vorbei. Aus dem Hintergrund ist ein Bläserchor zu hören. Nebenan finden sich allmählich die Besuchermassen für das Open-Air-Konzert heute abend auf der Bürgerweide ein. Ein junger Mann mit blauem Shirt und blauem Kirchentagsschal sieht die beiden, strahlt freudig, läuft auf sie zu, und umarmt sie herzlich. "Schon meine dritte Gratis-Umarmung heute!" jubelt Daniel Meier, 19, aus Koblenz. "Mal sehen, wie viele noch kommen. Es ist ein schönes Gefühl", sagt er, und strahlt bis über beide Ohren.

Ein paar Leute seien schüchtern und trauen sich nicht so richtig, andere skeptisch, berichten die beiden Ostfriesinnen. "Aber die meisten Leute lächeln oder schmunzeln und finden die Idee gut. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie die Leute strahlend weggehen." Manche holen sich einfach nur ihre Umarmung ab, andere wollen die Mädchen gerne kennenlernen oder fragen, warum sie das machen. Ein älterer Mann habe den beiden sogar sein Herz ausgeschüttet. "Er hat gesagt, dass er es gut findet, dass wir das machen, weil man ja nie weiß, in welcher Stimmung die anderen Menschen gerade sind. Er hat sogar vor Freude geweint."

Wenn Esther und Tanja nicht gerade Umarmungen auf dem Kirchentag verteilen, sind sie in der Evangelischen Jugend in ihrer Heimatstadt aktiv. Beide sind mit kirchlichem Engagement aufgewchsen. Sie sind dieses Jahr das erste Mal auf dem Kirchentag, und für sie persönlich hat es sich gelohnt: "Es war sehr informativ. Wir haben viele nette Leute kennen gelernt und unser persönliches Highlight war das Konzert der Wise Guys am Donnerstag Abend." Die Idee mit den Gratis-Umarmungen wollen sie mitnehmen in ihre Heimatstadt. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass das bei uns zu Hause auch funktioniert. Wir werden das auf jeden Fall mal ausprobieren."

Das Foto in diesem Blogeintrag ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert. Der Fotograf ist Jesslee Cuizon. Er erlaubt die Nutzung und Weiterverbreitung des Fotos, unterstützt aber weder mich noch meine Verwendung des Werks.

Offizielle Homepage der "Free Hugs Campaign": http://www.freehugscampaign.org/
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Vom Flötenhalbkreis auf die Kirchentagsbühne

Die drei Mitglieder der Leipziger Band "zwischenFall" bezeichnen sich selbst als "Songpoeten" und ihre Musik als "PoetryRock". Auf der Bühne liefern Marco Schlunk (Gitarre, Akkordeon, Piano, Banjo, Technik und Gesang), Tobias Petzoldt (Texte, Gesang, Gitarre und Flöte) und Martin Reichel (Piano, Querflöte, Klarinette, Saxophon, Gesang, Maultrommel und Akkordeon) eine unterhaltsame Mischung aus Musik und Poetry Slam ab. Im Rahmen des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2009 in Bremen hatte ich die Gelegenheit, "zwischenFall" zu für die Rubrik "Reporter" beim Studentenmagazin Unicum.de zu interviewen.

Weil ich das Interview nach wie vor interessant finde, greife ich jetzt in die Mottenkiste und grabe es wieder aus, um es hier erneut zu veröffentlichen. In diesem Sinne: Viel Spaß damit!


mhö: Wie würdet ihr das, was ihr macht, selbst beschreiben?

Tobias: Wir haben lange überlegt, wie wir es nennen wollen und uns schließlich für die Bezeichnung "PoetryRock" entschieden. Es ist eine Mischung aus Musik und Poetry Slam-Texten, die wir zwischen den Stücken lesen. Marco und ich haben uns während des Studiums kennen gelernt. Früher waren wir eher eine klassische Band, und irgendwann kamen wir dann auf die Idee, das Text und Musik für unser Bühnen-Programm eigentlich tragend sein müssten.

mhö: Mir ist bei eurem Konzert gerade aufgefallen, dass ihr auch ein paar Texte mit christlichen Motiven im Programm hattet. Habt ihr diese Texte speziell für den Kirchentag geschrieben, oder gehören sie zu eurem Standard-Repertoire?

Tobias: Wir treten auf vielen verschiedenen, auch weltlichen Bühnen auf und passen uns immer den Gegebenheiten an. Generell machen wir Poetry Slam und Rock mit meditativen Texten. Einige Texte habe ich auch speziell für den Kirchentag geschrieben, zum Beispiel ein Gedicht, dass sich mit dem Kirchentags-Motto "Mensch, wo bist du?" beschäftigt.

mhö: Würdet ihr euch selbst als "christliche Band" bezeichnen?

Marco: Noten an sich sind ja nicht christlich. Das die Musiker, die dahinter stehen, einen christlichen Hintergrund haben, darf und soll bei unserer Musik aber ruhig durchscheinen. Wir sind alle drei der evangelisch-lutherischen Kirche verbunden und in unseren jeweiligen Gemeinden aktiv.

mhö: Was wollt ihr den leuten, die auf eure Konzerte gehen, mit auf den Weg geben? Habt ihr so etwas wie ein "Motto", unter dem eure Musik steht?

Tobias: Das Wichtigste an unseren Konzerten ist zuerst mal, dass die Leute Spaß haben und gut unterhalten werden. Dann gibt es immer ein zentrales Motiv, unter das ich versuche, meine Texte zu stellen - das wechselt im Laufe der Zeit. Früher hieß das Motiv "Bewegung" und "in Bewegung bleiben". Dann ging es um die Frage nach der Heimat. Momentan beschäftigen wir uns mit dem Thema "Reden" und Fragen wie "Welchen Wert gebe ich der Rede?" und "Was führe ich eigentlich im Mund und was gebe ich erfüllt weiter?" Zwischenfall-Pressefoto

mhö: Andere Bands werfen bei Konzerten Plektrons ins Publikum. Du nimmst stattdessen den zerknüllten Gedichttext, den du gerade gelesen hast. Ist das einfach nur Spaß oder wollt ihr damit auch etwas ausdrücken?

Tobias: Das ist eine lustige Tradition, die sich bei uns so entwickelt hat. es macht einfach Spaß, den "Wettlauf" (des Publikums, Anm. von sigmundmarx) um einen Gedichttext zu beobachten. Vielleicht ist das Zerknüllen des texts aber auch ein Symbol dafür, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen. Das Wort verlässt den Mund, wir werfen das Wort dann in die Menge, wo es wieder weitergegeben wird. Bei anderen Bands geht's um Plektrons, bei uns geht es um den Inhalt.
Marco (lacht): Außerdem sind Plektrons teurer als Texte!

mhö: Ihr gebt ja auf diesem Kirchentag eine ganze Reihe von Konzerten. Seid ihr zufrieden mit der Stimmung?

Tobias: Heute war die Stimmung sehr gut. Die Leute haben sich bewegt und man merkte, dass es ankam. Ein Problem am Kirchentag ist allerdings, dass es viele Massenveranstaltungen gibt, die massiv beworben werden und sehr viel Publikum anziehen. Da gehen kleinere Acts leider manchmal etwas unter. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden. Gestern Abend hatten wir beispielsweise eine poetische Nacht in der Speicherstadt, bei der auch ein paar Schüler interaktiv mitgewirkt haben und ihre eigenen Texte vorgetragen haben. Das war eine runde Sache.

mhö: Habt ihr neben euren Auftritten auch Zeit, etwas von der Stadt Bremen und vom Kirchentags-Programm mitzunehmen?

Martin: Ja, ich habe mir die Innenstadt angeguckt und war bei einer musikalischen Veranstaltung.
Tobias: Ich habe vorhin eine Jazz-Dampfschifffahrt auf der Weser gemacht. Sehr zu empfehlen!

mhö: Woher holt ihr euch eure Inspiration? Habt ihr musikalische Vorbilder?

Tobias: Unsere musikalischen Einflüsse holen wir uns eigentlich immer von der CD, die Marco gerade neu hat. (lacht) Ansonsten versuchen wir schon, vielfältig zu sein: Element of Crime, Latin oder auch mal schlichter Punk - wir hören und machen im Prinzip alles, was Spaß macht.

mhö: Zum Schluss noch die klassische Frage, was eure jeweilige Initialzündung für das "Musik-Machen" war?

Marco: Meine Familie war musiklos, daher haben meine Eltern mich nie gezwungen, irgendein Instrument zu erlernen. Irgendwann habe ich dann auf dem Dachboden mal ein altes verschimmeltes Akkordeon gefunden und angefangen zu spielen. Meine Freunde haben mir mehrfach dazu geraten, nicht weiterzumachen - aber ich habe nicht darauf gehört.
Martin: Ich habe mit sechs Jahren Blockflöte gelernt und mich dann Instrument für Instrument durchs Leben geschlagen. Viele Instrumente habe ich mir selbst beigebracht.
Tobias: Mein Weg zur Musik begann ebenfalls mit sechs Jahren. Ich war damals in der Vor-Kurrende unserer Gemeinde - und im Flötenkreis. Wobei ich ja immer damit genervt habe, dass es ja eigentlich ein Flötenhalbkreis war. Ja ja, ich war damals schon sehr lustig.

Musik, Tour-Termine & weitere Infos: http://zwischenfall.net

Foto: zwischenFall
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