Sonntag, 9. Oktober 2011

Die größte Bibliothek der Welt

"Bookcrossing" ist eine Online-Buchtauschbörse der besonderen Art

Vor einiger Zeit hatte ich das erste mal etwas von "Bookcrossing" gehört - einer Online-Community, die Spaß daran hat, Bücher zu verstecken, zu suchen, zu lesen und dann weiterwandern zu lassen. Jetzt habe ich mir fest vorgenommen, es selbst einmal auszuprobieren. Also will ich mich auf Bücherjagd begeben.

Gedacht, getan: Ich schalte also meinen Rechner ein und öffne die Seite http://www.bookcrossing.com. Nachdem ich mich durch das zunächst etwas unübersichtlich wirkende Menü gekämpft habe, finde ich unter der Rubrik "Go Hunting" eine Aufstellung, in welchen Ländern wie viele Bücher von ihrene ehemaligen Lesern versteckt worden sind. Und stelle fest: Hey - Deutschland ist Vize-Weltmeister, mal wieder: In unserem Land gibt es tatsächlich 5.471 Exemplare, die gerade gelesen werden oder irgendwo auf einen neuen Besitzer warten! Damit sind "wir" in der größten Bibliothek der Welt zweiter hinter den USA mit 10.877 (hier kommt übrigens auch Ron Hornbaker her, der das Projekt vor acht jahren ins Leben rief), dicht gefolgt von Großbritannien (mit 5.439 auf dem dritten Platz). Ich klicke weiter... Wow, 2.052 Exemplare - also rund die Hälfte aller deutschen Bücher - sind auch noch in "unserem" bundesland NRW verzeichnet! Kaum zu glauben also, dass dieser Trend tatsächlich so lange an mir vorbeigegangen ist.

Jetzt muss ich mich entscheiden, an welchem Ort in meiner Heimatstadt Essen ich nach einem versteckten Buch "jagen" möchte. Ich habe die Wahl zwischen dem hiesigen Einkaufszentrum Limbecker Platz, der Uni, einem Kino, dem Gruga-Park und einem namenhaften schwedischen Möbelhaus. Hmm, das Einkaufszentrum ist mir zu groß - da kann ich ja gleich die Nadel im Heuhaufen suchen. Im Gruga-Park wäre es dasseleb. Außerdem würde das wieder Eintritt kosten - genau wie ein Kino-Besuch. Und gerade das ist ja eigentlich das tolle an Bookcrossing: Das es eben komplett kostenlos ist. Da gerade semesterferien sind, möchte ich die Uni eigentlich nach Möglichkeit meiden. Meine wahl fällt also auf das Möbelhaus. Hier sollen gleich mehrere Bücher versteckt sein, also versuche ich meine Glück. CIMG5665

Ein bisschen fühle ich mich schon wie ein Geheimagent, als ich so von Zimmer zu Zimmer schleiche und in den Regalen und Schubladen stöbere. Teelichter, leere CD-Hüllen, Gläser, Tassen, Geschirr, Werbebleistifte, allerhand Kram - aber keine Bücher, nirgendwo. Da drüben im Regal stehen einige - aber bloß Deko-Bücher des Möbelhauses. Vielleicht stöbere ich mal sorgsam durch - da muss sich doch irgendwo ein Bookcrossing-Exemplar zwischengemogelt haben. Müsste doch auffallen, so ein deutscher Titel zwischen all den schwedischen. Mal schauen... Nee, nichts. Aber in dem Bücherregal gegenüber doch bestimmt... Wieder nichts. Vielleicht da vorne, ein Zimmer weiter... Endlich, ein deutschsprachiges Buch! Ich scheine es geschafft zu haben, denke ich erfreut. Meine Freude verfliegt jedoch gleich wieder, als ich feststelle, dass es sich um "Michel aus Lönneberga" von Astrid Lindgren handelt. Sicher auch ein schönes Buch - und vermutlich könnte ich es sogar mit nach Hause nehmen, lesen und dann wieder in den Schrank stellen, ohne dass es jemand merkt. Aber eben kein Bookcrossing-Exemplar, sondern auch nur Dekoration aus dem Hause unserer schwedischen Freunde.

Nach einer geschlagenen Stunde Suchzeit - ich habe eigentlich die Nase voll und will gerade aufgeben - beschließe ich, noch mal eben den Bücherstapel im Schlafzimmer auf dem schwarzen Wandregal LACK neben dem Bettgestell ANEBODA unter die Lupe zu nehmen. Und tatsächlich: Auf dem obersten Buch mit dem Titel "Macao - Goldenes Tor zum fernen Osten" von Daniel Carney prankt oben rechts ein runder blau-gelber Aufkleber mit der Aufschrift "Buch auf Reisen". Mein Herz schlägt zum zweiten Mal an diesem Tag höher. Ich packe das Buch, drehe es, und lese - auch hier befindet sich ein Aufkleber: "Dieses Buch wurde weder verloren noch vergessen. Es wurde absichtlich freigelassen, damit es gefunden werden kann. Das Buch ist bei Bookcrossing registriert....." Yes! Juchhu! Ich jubele, zum Glück nur innerlich. Sonst würden die Leute in meiner Umgebung mich wahrscheinlich für verrückt halten. Wenn sie das nicht ohnehin schon tun - nachdem sie gesehen haben, wie ich hier den halben Laden auseinandernehme. Also stecke ich das Buch heimlich, still und leise in meine Tasche. Dabei komme ich mir ein bisschen so vor, als würde ich etwas verbotenes tun. Vermutlich ist das auch einer der Faktoren, die die Begeisterung für Bookcrossing ausmachen.

Wieder zu Hause, vor meinem Rechner: Nun soll ich also die BCID - eine Nummer, die auf dem Aufkleber auf dem Buchrücken vermerkt ist - eingeben, und einen Journal-Eintrag machen, in dem ich angebe, wo ich das Buch gefunden habe. Wieder bin ich zunächst etwas irritiert wegen der leicht chaotisch gelayouteten Homepage. In meinen Augen das einzige Manko an der sonst großartigen Idee Bookcrossing, das einem die Lust und den Spaß am Projekt auch schon mal verderben kann. Aber zum Glück habe ich ja ein ganz gutes Durchhaltungsvermögen, und auch die deutsche Support-Seite hilft bei offenen Fragen weiter. Ich erfahre, dass mein Buch bzw. dessen erste Besitzerin "cinda-rella" aus Esslingen am Neckar in Baden-Würtemberg stammt, und es zu einem Meet-Up (Treffen der Buchkreuzer-Freunde) ins Künstlercafé Unperfekthaus mitgenommen hat. Hmmpf, wenn ich den Weg eines Buchs weiterverfolgen oder später mal selbst Bücher freilassen möchte, muss ich mich also registrieren. Na gut, dann mache ich das halt. Ich wähle kreativerweise den Nicknamen Dr-Sun, weil eine Nebenfigur aus dem "Macao"-Roman so heißt - so viel hat mir die Lektüre des Klappentexts schon verraten.

Etwa anderthalb Wochen später habe ich das Buch durchgelesen. Es geht um den "Schlagenbootsmann" Nikolai, ein Goldschmuggler, der zusammen mit seiner Mannschaft noch einmal eine letzte große Fahrt antritt, und um seine geliebte Crystal Lily, hübsche Erbin der "chinesischen Mafia". Ein spannender Abenteuer-Roman für Erwachsene und ein interessantes Buch über Gold, Macht, Liebe Hass und Verrat - durchaus zu empfehlen. Das schreibe ich dann auch als Kommentar auf die Bookcrossing-Homepage, zusammen mit der Information, dass ich es morgen gegen 10.00 Uhr irgendwo an meiner Uni wieder "freilassen" werde, wie es im Bookcrossing-Jargon heißt. Vielleicht lege ich es in einen der Zeitschriften-Kästen neben die Gratis-Studentenblätter, vielleicht in die Nähe der Bibliothek, vielleicht irgendwo auf einen Stihl neben ein Büro, sodass es jemandem die wartezeit bis zur Sprechstunde verkürzt. Mal schauen. ich bin gespannt: Wer es wohl finden wird?

Links / weitere Infos:

http://www.bookcrossing.com
http://www.bookcrossers.de
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Kohle für deine Ideen? Wir fördern eure Projekte!

Du bist jung, hast Ideen für Projekte und möchtest aktiv werden? Dann bist du bei der Youth Bank goldrichtig! Wir fördern mit bis zu 800 € und beraten dich.

Du weißt, wie schwierig es ist, für kleine Projekte eine finanzielle Förderung zu bekommen? Du brauchst Hilfe bei der Umsetzung, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder bei der Suche von Kooperationspartnern?

Dann würden wir dir gerne helfen! - Zusammen mit der Jungen Presse e.V. setzen wir uns als Youth Bank Essen seit März 2007 für Jugendprojekte ein und unterstützen dich und deine Mitstreiter bei der Umsetzung eurer Ideen finanziell und ideell mit Know-how! Dabei ist es egal, ob hinter einem Projekt ein etablierter Verein oder drei Jugendliche mit vielen Ideen stehen. Gruppenfoto-YB-Essen

Eine Youth Bank vergibt keine Kredite, sondern verschenkt Geld - so unglaublich das auf den ersten Blick vielleicht auch klingen mag. Das Geld muss nach der Förderung nicht zurückgezahlt werden. Wir verlangen lediglich eine kurze, stichhaltige Projekt-Dokumentation und eine Abrechnung mit Original-Belegen über sämtliche Ausgaben, die aus der Förderung finanziert worden sind.

Wichtig für eine Projektförderung ist allein die Motivation und die Erfüllung der Youth Bank Förderkriterien:
1. Jugendlichkeit: Das Projekt muss von Jugendlichen initiiert und mit Jugendlichen umgesetzt sein.
2. Gesetzeskonformität: Das Projekt darf nicht gegen geltendes Recht verstoßen.
3. Gemeinnützigkeit: Die Projektmittel dürfen nicht in privaten Taschen verschwinden.

Generell ausgeschlossen sind:
- Schulische Pflichtveranstaltungen: Abiball, Projektwochen, Klassenfahrten etc.
- Freizeitfahrten ohne lokale Wirkung
- Partys
- Konzerte, falls nicht ein Informations- / Aufklärungscharakter deutlich im Vordergrund
- sich wiederholende Projekte

Ansonsten ist im Prinzip alles möglich! Ob schwul-lesbisches Medienprojekt, Kurzfilmdreh, Poetry Slam, Filmfestival, Schülerzeitung, Pfingstzeltlager, Gründung einer Hockeymannschaft, SV-Fahrt, Mädchentreff, Buch-Lesereise oder städteübergreifendes Jugendmagazin. Wir bieten dir Chancen für deine Ideen - und das schnell, einfach und unbürokratisch! Insgesamt 43 Mikroprojekte hat die Youth Bank Essen bisher seit ihrer Gründung gefördert, mit einer Gesamt-Summe von 19403,75 €. Tendenz steigend - Wir freuen uns über jeden weiteren Projektantrag.

Die Youth Bank Essen c/o Junge Presse e.V. ist Teil des Netzwerks des Youth Bank Deutschland e.V. und wird von der Stadt Essen und der Alfred-Krupp-und-Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung unterstützt.

Links / weitere Infos:

http://www.youthbank-essen.de
http://www.youthbank.de/Essen
http://www.townload-essen.de/dein-projekt/youth-bank/
http://www.junge-presse.de

Unser Imagevideo: http://www.youtube.com/watch?v=82imTBwRdSA

Foto: Junge Presse e.V.
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Umarmungen, ganz kostenlos

Ach, was soll's. Wenn ich schon mal dabei bin, in der Mottenkiste zu graben (siehe vorheriger Blogpost), kann ich auch gleich damit weitermachen. Auch dieser Artikel ist 2009 beim Kirchentag in Bremen entstanden und wurde ursprünglich auf "Unicum.de" in der Rubrik "Reporter" veröffentlicht. Es ist ein kleines, aber feines Porträt über Esther und Tanja, zwei ostfriesische Teilnehmerinnen des Kirchentags, die "Free Hugs" anbieten. Was das ist und wie man darauf kommt, so etwas zu machen, erfahrt ihr jetzt. Fröhliche Lektüre!

"Ganz ehrlich: Die Idee haben wir abgeguckt", geben sie lachend zu. "Wir haben am Hauptbahnhof Leute gesehen, die das gemacht haben. Zunächst waren wir skeptisch - aber dann haben wir uns gedacht: Lass uns das doch auch mal ausprobieren!" Gesagt, getan. Die beiden bastelten sich ein Papp-Schild mit der Aufschrift "Gratis Umarmung!", und nun stehen die beiden jungen Frauen fröhlich lächelnd in der Gegend. Free Hugs-Foto von Jesslee Cuizon

Ein Menschenstrom zieht an ihnen vorbei. Aus dem Hintergrund ist ein Bläserchor zu hören. Nebenan finden sich allmählich die Besuchermassen für das Open-Air-Konzert heute abend auf der Bürgerweide ein. Ein junger Mann mit blauem Shirt und blauem Kirchentagsschal sieht die beiden, strahlt freudig, läuft auf sie zu, und umarmt sie herzlich. "Schon meine dritte Gratis-Umarmung heute!" jubelt Daniel Meier, 19, aus Koblenz. "Mal sehen, wie viele noch kommen. Es ist ein schönes Gefühl", sagt er, und strahlt bis über beide Ohren.

Ein paar Leute seien schüchtern und trauen sich nicht so richtig, andere skeptisch, berichten die beiden Ostfriesinnen. "Aber die meisten Leute lächeln oder schmunzeln und finden die Idee gut. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie die Leute strahlend weggehen." Manche holen sich einfach nur ihre Umarmung ab, andere wollen die Mädchen gerne kennenlernen oder fragen, warum sie das machen. Ein älterer Mann habe den beiden sogar sein Herz ausgeschüttet. "Er hat gesagt, dass er es gut findet, dass wir das machen, weil man ja nie weiß, in welcher Stimmung die anderen Menschen gerade sind. Er hat sogar vor Freude geweint."

Wenn Esther und Tanja nicht gerade Umarmungen auf dem Kirchentag verteilen, sind sie in der Evangelischen Jugend in ihrer Heimatstadt aktiv. Beide sind mit kirchlichem Engagement aufgewchsen. Sie sind dieses Jahr das erste Mal auf dem Kirchentag, und für sie persönlich hat es sich gelohnt: "Es war sehr informativ. Wir haben viele nette Leute kennen gelernt und unser persönliches Highlight war das Konzert der Wise Guys am Donnerstag Abend." Die Idee mit den Gratis-Umarmungen wollen sie mitnehmen in ihre Heimatstadt. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass das bei uns zu Hause auch funktioniert. Wir werden das auf jeden Fall mal ausprobieren."

Das Foto in diesem Blogeintrag ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert. Der Fotograf ist Jesslee Cuizon. Er erlaubt die Nutzung und Weiterverbreitung des Fotos, unterstützt aber weder mich noch meine Verwendung des Werks.

Offizielle Homepage der "Free Hugs Campaign": http://www.freehugscampaign.org/
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Vom Flötenhalbkreis auf die Kirchentagsbühne

Die drei Mitglieder der Leipziger Band "zwischenFall" bezeichnen sich selbst als "Songpoeten" und ihre Musik als "PoetryRock". Auf der Bühne liefern Marco Schlunk (Gitarre, Akkordeon, Piano, Banjo, Technik und Gesang), Tobias Petzoldt (Texte, Gesang, Gitarre und Flöte) und Martin Reichel (Piano, Querflöte, Klarinette, Saxophon, Gesang, Maultrommel und Akkordeon) eine unterhaltsame Mischung aus Musik und Poetry Slam ab. Im Rahmen des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2009 in Bremen hatte ich die Gelegenheit, "zwischenFall" zu für die Rubrik "Reporter" beim Studentenmagazin Unicum.de zu interviewen.

Weil ich das Interview nach wie vor interessant finde, greife ich jetzt in die Mottenkiste und grabe es wieder aus, um es hier erneut zu veröffentlichen. In diesem Sinne: Viel Spaß damit!


mhö: Wie würdet ihr das, was ihr macht, selbst beschreiben?

Tobias: Wir haben lange überlegt, wie wir es nennen wollen und uns schließlich für die Bezeichnung "PoetryRock" entschieden. Es ist eine Mischung aus Musik und Poetry Slam-Texten, die wir zwischen den Stücken lesen. Marco und ich haben uns während des Studiums kennen gelernt. Früher waren wir eher eine klassische Band, und irgendwann kamen wir dann auf die Idee, das Text und Musik für unser Bühnen-Programm eigentlich tragend sein müssten.

mhö: Mir ist bei eurem Konzert gerade aufgefallen, dass ihr auch ein paar Texte mit christlichen Motiven im Programm hattet. Habt ihr diese Texte speziell für den Kirchentag geschrieben, oder gehören sie zu eurem Standard-Repertoire?

Tobias: Wir treten auf vielen verschiedenen, auch weltlichen Bühnen auf und passen uns immer den Gegebenheiten an. Generell machen wir Poetry Slam und Rock mit meditativen Texten. Einige Texte habe ich auch speziell für den Kirchentag geschrieben, zum Beispiel ein Gedicht, dass sich mit dem Kirchentags-Motto "Mensch, wo bist du?" beschäftigt.

mhö: Würdet ihr euch selbst als "christliche Band" bezeichnen?

Marco: Noten an sich sind ja nicht christlich. Das die Musiker, die dahinter stehen, einen christlichen Hintergrund haben, darf und soll bei unserer Musik aber ruhig durchscheinen. Wir sind alle drei der evangelisch-lutherischen Kirche verbunden und in unseren jeweiligen Gemeinden aktiv.

mhö: Was wollt ihr den leuten, die auf eure Konzerte gehen, mit auf den Weg geben? Habt ihr so etwas wie ein "Motto", unter dem eure Musik steht?

Tobias: Das Wichtigste an unseren Konzerten ist zuerst mal, dass die Leute Spaß haben und gut unterhalten werden. Dann gibt es immer ein zentrales Motiv, unter das ich versuche, meine Texte zu stellen - das wechselt im Laufe der Zeit. Früher hieß das Motiv "Bewegung" und "in Bewegung bleiben". Dann ging es um die Frage nach der Heimat. Momentan beschäftigen wir uns mit dem Thema "Reden" und Fragen wie "Welchen Wert gebe ich der Rede?" und "Was führe ich eigentlich im Mund und was gebe ich erfüllt weiter?" Zwischenfall-Pressefoto

mhö: Andere Bands werfen bei Konzerten Plektrons ins Publikum. Du nimmst stattdessen den zerknüllten Gedichttext, den du gerade gelesen hast. Ist das einfach nur Spaß oder wollt ihr damit auch etwas ausdrücken?

Tobias: Das ist eine lustige Tradition, die sich bei uns so entwickelt hat. es macht einfach Spaß, den "Wettlauf" (des Publikums, Anm. von sigmundmarx) um einen Gedichttext zu beobachten. Vielleicht ist das Zerknüllen des texts aber auch ein Symbol dafür, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen. Das Wort verlässt den Mund, wir werfen das Wort dann in die Menge, wo es wieder weitergegeben wird. Bei anderen Bands geht's um Plektrons, bei uns geht es um den Inhalt.
Marco (lacht): Außerdem sind Plektrons teurer als Texte!

mhö: Ihr gebt ja auf diesem Kirchentag eine ganze Reihe von Konzerten. Seid ihr zufrieden mit der Stimmung?

Tobias: Heute war die Stimmung sehr gut. Die Leute haben sich bewegt und man merkte, dass es ankam. Ein Problem am Kirchentag ist allerdings, dass es viele Massenveranstaltungen gibt, die massiv beworben werden und sehr viel Publikum anziehen. Da gehen kleinere Acts leider manchmal etwas unter. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden. Gestern Abend hatten wir beispielsweise eine poetische Nacht in der Speicherstadt, bei der auch ein paar Schüler interaktiv mitgewirkt haben und ihre eigenen Texte vorgetragen haben. Das war eine runde Sache.

mhö: Habt ihr neben euren Auftritten auch Zeit, etwas von der Stadt Bremen und vom Kirchentags-Programm mitzunehmen?

Martin: Ja, ich habe mir die Innenstadt angeguckt und war bei einer musikalischen Veranstaltung.
Tobias: Ich habe vorhin eine Jazz-Dampfschifffahrt auf der Weser gemacht. Sehr zu empfehlen!

mhö: Woher holt ihr euch eure Inspiration? Habt ihr musikalische Vorbilder?

Tobias: Unsere musikalischen Einflüsse holen wir uns eigentlich immer von der CD, die Marco gerade neu hat. (lacht) Ansonsten versuchen wir schon, vielfältig zu sein: Element of Crime, Latin oder auch mal schlichter Punk - wir hören und machen im Prinzip alles, was Spaß macht.

mhö: Zum Schluss noch die klassische Frage, was eure jeweilige Initialzündung für das "Musik-Machen" war?

Marco: Meine Familie war musiklos, daher haben meine Eltern mich nie gezwungen, irgendein Instrument zu erlernen. Irgendwann habe ich dann auf dem Dachboden mal ein altes verschimmeltes Akkordeon gefunden und angefangen zu spielen. Meine Freunde haben mir mehrfach dazu geraten, nicht weiterzumachen - aber ich habe nicht darauf gehört.
Martin: Ich habe mit sechs Jahren Blockflöte gelernt und mich dann Instrument für Instrument durchs Leben geschlagen. Viele Instrumente habe ich mir selbst beigebracht.
Tobias: Mein Weg zur Musik begann ebenfalls mit sechs Jahren. Ich war damals in der Vor-Kurrende unserer Gemeinde - und im Flötenkreis. Wobei ich ja immer damit genervt habe, dass es ja eigentlich ein Flötenhalbkreis war. Ja ja, ich war damals schon sehr lustig.

Musik, Tour-Termine & weitere Infos: http://zwischenfall.net

Foto: zwischenFall
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