Kirchentag

Sonntag, 9. Oktober 2011

Umarmungen, ganz kostenlos

Ach, was soll's. Wenn ich schon mal dabei bin, in der Mottenkiste zu graben (siehe vorheriger Blogpost), kann ich auch gleich damit weitermachen. Auch dieser Artikel ist 2009 beim Kirchentag in Bremen entstanden und wurde ursprünglich auf "Unicum.de" in der Rubrik "Reporter" veröffentlicht. Es ist ein kleines, aber feines Porträt über Esther und Tanja, zwei ostfriesische Teilnehmerinnen des Kirchentags, die "Free Hugs" anbieten. Was das ist und wie man darauf kommt, so etwas zu machen, erfahrt ihr jetzt. Fröhliche Lektüre!

"Ganz ehrlich: Die Idee haben wir abgeguckt", geben sie lachend zu. "Wir haben am Hauptbahnhof Leute gesehen, die das gemacht haben. Zunächst waren wir skeptisch - aber dann haben wir uns gedacht: Lass uns das doch auch mal ausprobieren!" Gesagt, getan. Die beiden bastelten sich ein Papp-Schild mit der Aufschrift "Gratis Umarmung!", und nun stehen die beiden jungen Frauen fröhlich lächelnd in der Gegend. Free Hugs-Foto von Jesslee Cuizon

Ein Menschenstrom zieht an ihnen vorbei. Aus dem Hintergrund ist ein Bläserchor zu hören. Nebenan finden sich allmählich die Besuchermassen für das Open-Air-Konzert heute abend auf der Bürgerweide ein. Ein junger Mann mit blauem Shirt und blauem Kirchentagsschal sieht die beiden, strahlt freudig, läuft auf sie zu, und umarmt sie herzlich. "Schon meine dritte Gratis-Umarmung heute!" jubelt Daniel Meier, 19, aus Koblenz. "Mal sehen, wie viele noch kommen. Es ist ein schönes Gefühl", sagt er, und strahlt bis über beide Ohren.

Ein paar Leute seien schüchtern und trauen sich nicht so richtig, andere skeptisch, berichten die beiden Ostfriesinnen. "Aber die meisten Leute lächeln oder schmunzeln und finden die Idee gut. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie die Leute strahlend weggehen." Manche holen sich einfach nur ihre Umarmung ab, andere wollen die Mädchen gerne kennenlernen oder fragen, warum sie das machen. Ein älterer Mann habe den beiden sogar sein Herz ausgeschüttet. "Er hat gesagt, dass er es gut findet, dass wir das machen, weil man ja nie weiß, in welcher Stimmung die anderen Menschen gerade sind. Er hat sogar vor Freude geweint."

Wenn Esther und Tanja nicht gerade Umarmungen auf dem Kirchentag verteilen, sind sie in der Evangelischen Jugend in ihrer Heimatstadt aktiv. Beide sind mit kirchlichem Engagement aufgewchsen. Sie sind dieses Jahr das erste Mal auf dem Kirchentag, und für sie persönlich hat es sich gelohnt: "Es war sehr informativ. Wir haben viele nette Leute kennen gelernt und unser persönliches Highlight war das Konzert der Wise Guys am Donnerstag Abend." Die Idee mit den Gratis-Umarmungen wollen sie mitnehmen in ihre Heimatstadt. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass das bei uns zu Hause auch funktioniert. Wir werden das auf jeden Fall mal ausprobieren."

Das Foto in diesem Blogeintrag ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert. Der Fotograf ist Jesslee Cuizon. Er erlaubt die Nutzung und Weiterverbreitung des Fotos, unterstützt aber weder mich noch meine Verwendung des Werks.

Offizielle Homepage der "Free Hugs Campaign": http://www.freehugscampaign.org/
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