Vom Flötenhalbkreis auf die Kirchentagsbühne
Die drei Mitglieder der Leipziger Band "zwischenFall" bezeichnen sich selbst als "Songpoeten" und ihre Musik als "PoetryRock". Auf der Bühne liefern Marco Schlunk (Gitarre, Akkordeon, Piano, Banjo, Technik und Gesang), Tobias Petzoldt (Texte, Gesang, Gitarre und Flöte) und Martin Reichel (Piano, Querflöte, Klarinette, Saxophon, Gesang, Maultrommel und Akkordeon) eine unterhaltsame Mischung aus Musik und Poetry Slam ab. Im Rahmen des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2009 in Bremen hatte ich die Gelegenheit, "zwischenFall" zu für die Rubrik "Reporter" beim Studentenmagazin Unicum.de zu interviewen.
Weil ich das Interview nach wie vor interessant finde, greife ich jetzt in die Mottenkiste und grabe es wieder aus, um es hier erneut zu veröffentlichen. In diesem Sinne: Viel Spaß damit!
mhö: Wie würdet ihr das, was ihr macht, selbst beschreiben?
Tobias: Wir haben lange überlegt, wie wir es nennen wollen und uns schließlich für die Bezeichnung "PoetryRock" entschieden. Es ist eine Mischung aus Musik und Poetry Slam-Texten, die wir zwischen den Stücken lesen. Marco und ich haben uns während des Studiums kennen gelernt. Früher waren wir eher eine klassische Band, und irgendwann kamen wir dann auf die Idee, das Text und Musik für unser Bühnen-Programm eigentlich tragend sein müssten.
mhö: Mir ist bei eurem Konzert gerade aufgefallen, dass ihr auch ein paar Texte mit christlichen Motiven im Programm hattet. Habt ihr diese Texte speziell für den Kirchentag geschrieben, oder gehören sie zu eurem Standard-Repertoire?
Tobias: Wir treten auf vielen verschiedenen, auch weltlichen Bühnen auf und passen uns immer den Gegebenheiten an. Generell machen wir Poetry Slam und Rock mit meditativen Texten. Einige Texte habe ich auch speziell für den Kirchentag geschrieben, zum Beispiel ein Gedicht, dass sich mit dem Kirchentags-Motto "Mensch, wo bist du?" beschäftigt.
mhö: Würdet ihr euch selbst als "christliche Band" bezeichnen?
Marco: Noten an sich sind ja nicht christlich. Das die Musiker, die dahinter stehen, einen christlichen Hintergrund haben, darf und soll bei unserer Musik aber ruhig durchscheinen. Wir sind alle drei der evangelisch-lutherischen Kirche verbunden und in unseren jeweiligen Gemeinden aktiv.
mhö: Was wollt ihr den leuten, die auf eure Konzerte gehen, mit auf den Weg geben? Habt ihr so etwas wie ein "Motto", unter dem eure Musik steht?
Tobias: Das Wichtigste an unseren Konzerten ist zuerst mal, dass die Leute Spaß haben und gut unterhalten werden. Dann gibt es immer ein zentrales Motiv, unter das ich versuche, meine Texte zu stellen - das wechselt im Laufe der Zeit. Früher hieß das Motiv "Bewegung" und "in Bewegung bleiben". Dann ging es um die Frage nach der Heimat. Momentan beschäftigen wir uns mit dem Thema "Reden" und Fragen wie "Welchen Wert gebe ich der Rede?" und "Was führe ich eigentlich im Mund und was gebe ich erfüllt weiter?"
mhö: Andere Bands werfen bei Konzerten Plektrons ins Publikum. Du nimmst stattdessen den zerknüllten Gedichttext, den du gerade gelesen hast. Ist das einfach nur Spaß oder wollt ihr damit auch etwas ausdrücken?
Tobias: Das ist eine lustige Tradition, die sich bei uns so entwickelt hat. es macht einfach Spaß, den "Wettlauf" (des Publikums, Anm. von sigmundmarx) um einen Gedichttext zu beobachten. Vielleicht ist das Zerknüllen des texts aber auch ein Symbol dafür, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen. Das Wort verlässt den Mund, wir werfen das Wort dann in die Menge, wo es wieder weitergegeben wird. Bei anderen Bands geht's um Plektrons, bei uns geht es um den Inhalt.
Marco (lacht): Außerdem sind Plektrons teurer als Texte!
mhö: Ihr gebt ja auf diesem Kirchentag eine ganze Reihe von Konzerten. Seid ihr zufrieden mit der Stimmung?
Tobias: Heute war die Stimmung sehr gut. Die Leute haben sich bewegt und man merkte, dass es ankam. Ein Problem am Kirchentag ist allerdings, dass es viele Massenveranstaltungen gibt, die massiv beworben werden und sehr viel Publikum anziehen. Da gehen kleinere Acts leider manchmal etwas unter. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden. Gestern Abend hatten wir beispielsweise eine poetische Nacht in der Speicherstadt, bei der auch ein paar Schüler interaktiv mitgewirkt haben und ihre eigenen Texte vorgetragen haben. Das war eine runde Sache.
mhö: Habt ihr neben euren Auftritten auch Zeit, etwas von der Stadt Bremen und vom Kirchentags-Programm mitzunehmen?
Martin: Ja, ich habe mir die Innenstadt angeguckt und war bei einer musikalischen Veranstaltung.
Tobias: Ich habe vorhin eine Jazz-Dampfschifffahrt auf der Weser gemacht. Sehr zu empfehlen!
mhö: Woher holt ihr euch eure Inspiration? Habt ihr musikalische Vorbilder?
Tobias: Unsere musikalischen Einflüsse holen wir uns eigentlich immer von der CD, die Marco gerade neu hat. (lacht) Ansonsten versuchen wir schon, vielfältig zu sein: Element of Crime, Latin oder auch mal schlichter Punk - wir hören und machen im Prinzip alles, was Spaß macht.
mhö: Zum Schluss noch die klassische Frage, was eure jeweilige Initialzündung für das "Musik-Machen" war?
Marco: Meine Familie war musiklos, daher haben meine Eltern mich nie gezwungen, irgendein Instrument zu erlernen. Irgendwann habe ich dann auf dem Dachboden mal ein altes verschimmeltes Akkordeon gefunden und angefangen zu spielen. Meine Freunde haben mir mehrfach dazu geraten, nicht weiterzumachen - aber ich habe nicht darauf gehört.
Martin: Ich habe mit sechs Jahren Blockflöte gelernt und mich dann Instrument für Instrument durchs Leben geschlagen. Viele Instrumente habe ich mir selbst beigebracht.
Tobias: Mein Weg zur Musik begann ebenfalls mit sechs Jahren. Ich war damals in der Vor-Kurrende unserer Gemeinde - und im Flötenkreis. Wobei ich ja immer damit genervt habe, dass es ja eigentlich ein Flötenhalbkreis war. Ja ja, ich war damals schon sehr lustig.
Musik, Tour-Termine & weitere Infos: http://zwischenfall.net
Foto: zwischenFall
Weil ich das Interview nach wie vor interessant finde, greife ich jetzt in die Mottenkiste und grabe es wieder aus, um es hier erneut zu veröffentlichen. In diesem Sinne: Viel Spaß damit!
mhö: Wie würdet ihr das, was ihr macht, selbst beschreiben?
Tobias: Wir haben lange überlegt, wie wir es nennen wollen und uns schließlich für die Bezeichnung "PoetryRock" entschieden. Es ist eine Mischung aus Musik und Poetry Slam-Texten, die wir zwischen den Stücken lesen. Marco und ich haben uns während des Studiums kennen gelernt. Früher waren wir eher eine klassische Band, und irgendwann kamen wir dann auf die Idee, das Text und Musik für unser Bühnen-Programm eigentlich tragend sein müssten.
mhö: Mir ist bei eurem Konzert gerade aufgefallen, dass ihr auch ein paar Texte mit christlichen Motiven im Programm hattet. Habt ihr diese Texte speziell für den Kirchentag geschrieben, oder gehören sie zu eurem Standard-Repertoire?
Tobias: Wir treten auf vielen verschiedenen, auch weltlichen Bühnen auf und passen uns immer den Gegebenheiten an. Generell machen wir Poetry Slam und Rock mit meditativen Texten. Einige Texte habe ich auch speziell für den Kirchentag geschrieben, zum Beispiel ein Gedicht, dass sich mit dem Kirchentags-Motto "Mensch, wo bist du?" beschäftigt.
mhö: Würdet ihr euch selbst als "christliche Band" bezeichnen?
Marco: Noten an sich sind ja nicht christlich. Das die Musiker, die dahinter stehen, einen christlichen Hintergrund haben, darf und soll bei unserer Musik aber ruhig durchscheinen. Wir sind alle drei der evangelisch-lutherischen Kirche verbunden und in unseren jeweiligen Gemeinden aktiv.
mhö: Was wollt ihr den leuten, die auf eure Konzerte gehen, mit auf den Weg geben? Habt ihr so etwas wie ein "Motto", unter dem eure Musik steht?
Tobias: Das Wichtigste an unseren Konzerten ist zuerst mal, dass die Leute Spaß haben und gut unterhalten werden. Dann gibt es immer ein zentrales Motiv, unter das ich versuche, meine Texte zu stellen - das wechselt im Laufe der Zeit. Früher hieß das Motiv "Bewegung" und "in Bewegung bleiben". Dann ging es um die Frage nach der Heimat. Momentan beschäftigen wir uns mit dem Thema "Reden" und Fragen wie "Welchen Wert gebe ich der Rede?" und "Was führe ich eigentlich im Mund und was gebe ich erfüllt weiter?"
mhö: Andere Bands werfen bei Konzerten Plektrons ins Publikum. Du nimmst stattdessen den zerknüllten Gedichttext, den du gerade gelesen hast. Ist das einfach nur Spaß oder wollt ihr damit auch etwas ausdrücken?
Tobias: Das ist eine lustige Tradition, die sich bei uns so entwickelt hat. es macht einfach Spaß, den "Wettlauf" (des Publikums, Anm. von sigmundmarx) um einen Gedichttext zu beobachten. Vielleicht ist das Zerknüllen des texts aber auch ein Symbol dafür, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen. Das Wort verlässt den Mund, wir werfen das Wort dann in die Menge, wo es wieder weitergegeben wird. Bei anderen Bands geht's um Plektrons, bei uns geht es um den Inhalt.
Marco (lacht): Außerdem sind Plektrons teurer als Texte!
mhö: Ihr gebt ja auf diesem Kirchentag eine ganze Reihe von Konzerten. Seid ihr zufrieden mit der Stimmung?
Tobias: Heute war die Stimmung sehr gut. Die Leute haben sich bewegt und man merkte, dass es ankam. Ein Problem am Kirchentag ist allerdings, dass es viele Massenveranstaltungen gibt, die massiv beworben werden und sehr viel Publikum anziehen. Da gehen kleinere Acts leider manchmal etwas unter. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden. Gestern Abend hatten wir beispielsweise eine poetische Nacht in der Speicherstadt, bei der auch ein paar Schüler interaktiv mitgewirkt haben und ihre eigenen Texte vorgetragen haben. Das war eine runde Sache.
mhö: Habt ihr neben euren Auftritten auch Zeit, etwas von der Stadt Bremen und vom Kirchentags-Programm mitzunehmen?
Martin: Ja, ich habe mir die Innenstadt angeguckt und war bei einer musikalischen Veranstaltung.
Tobias: Ich habe vorhin eine Jazz-Dampfschifffahrt auf der Weser gemacht. Sehr zu empfehlen!
mhö: Woher holt ihr euch eure Inspiration? Habt ihr musikalische Vorbilder?
Tobias: Unsere musikalischen Einflüsse holen wir uns eigentlich immer von der CD, die Marco gerade neu hat. (lacht) Ansonsten versuchen wir schon, vielfältig zu sein: Element of Crime, Latin oder auch mal schlichter Punk - wir hören und machen im Prinzip alles, was Spaß macht.
mhö: Zum Schluss noch die klassische Frage, was eure jeweilige Initialzündung für das "Musik-Machen" war?
Marco: Meine Familie war musiklos, daher haben meine Eltern mich nie gezwungen, irgendein Instrument zu erlernen. Irgendwann habe ich dann auf dem Dachboden mal ein altes verschimmeltes Akkordeon gefunden und angefangen zu spielen. Meine Freunde haben mir mehrfach dazu geraten, nicht weiterzumachen - aber ich habe nicht darauf gehört.
Martin: Ich habe mit sechs Jahren Blockflöte gelernt und mich dann Instrument für Instrument durchs Leben geschlagen. Viele Instrumente habe ich mir selbst beigebracht.
Tobias: Mein Weg zur Musik begann ebenfalls mit sechs Jahren. Ich war damals in der Vor-Kurrende unserer Gemeinde - und im Flötenkreis. Wobei ich ja immer damit genervt habe, dass es ja eigentlich ein Flötenhalbkreis war. Ja ja, ich war damals schon sehr lustig.
Musik, Tour-Termine & weitere Infos: http://zwischenfall.net
Foto: zwischenFall
sigmundmarx - 9. Okt, 14:51