Musik

Donnerstag, 20. Oktober 2011

"Leichte und lockere Töne sind eigentlich die wahre Rebellion"

Band "One Love Rockers" will unbeirrt ihren Weg gehen

In den Räumen bei Alta Vita in der Ruhrtalstraße probt seit einigen Monaten eine Band, die sich den Namen "One Love Rockers" gegeben hat. Doch wer hinter Adam Magner (31), René Polus (21), Lion Schmitz (17) und Marius Claas (20) eine Rockband vermutet, liegt falsch: Die Jungs wollen ihr Publikum mit neuem innovativen Reggae begeistern.

"Der Begriff Rockers hat nicht mit Rock zu tun", so Keyboarder René. "Es ist eine besondere Spielart des Reggae, die in den späten 70ern entstand. Und der Titel eines bekannten Kultfilms aus der Reggae-Szene." Rockers stehe für eine neue, revolutionäre Form dieser Musikrichtung. "Genau so revolutionär wollen wir auch mit unserer Musik sein. Bei uns kommen viele Komponenten zusammen, ohne dass wir die Wurzeln des Reggae verleugnen."

Der erste Teil ihres Bandnamens, "One Love", erklärt er weiter, ist angelehnt an einen bekannten Bob Marley-Song. Er bezeichnet einen zentralen Gedanken der Reggae-Szene: Alle Menschen sind gleich, wollen das selbe, sind aus der selben Essenz. Diese Botschaft wollen die "One Love Rockers" auch in ihren Texten vermitteln.

Gefunden haben sich die Jungmusiker Ende 2010. René, der Tontechnik an einer privaten Hochschule in Köln studiert, und Adam, von Beruf Lüftungsingenieur, verband eine große Gemeinsamkeit: Ihre Liebe zur Musik. Erfahrung in verschiedenen Bands hatten beide schon gesammelt. Doch aktiv in einer Reggae-Band mitzuwirken, war für beide Neuland. Bald stießen Bassist Marius und Schlagzeuger Lion hinzu. "Im Dezember 2010 haben wir dann das erste Mal geprobt", erinnert sich Marius. One-Love-Rockers-in-Kettwig

Journalist Karl-Heinz Tobias hat die Band - im wahrsten Sinne des Wortes - entdeckt, als sie vor ihrem Proberaum standen. Dann hörte er sie das erste Mal spielen: "Als sie loslegten, ging die Post ab", berichtet er euphorisiert. Gänsehaut habe er bekommen, und seitdem sei er begeistert von den One Love Rockers. So begeistert, dass er die Band unterstützt, sie bei jeder ihren wöchentlichen Proben begleitet, und sich um ihre Pressearbeit kümmert. Er ist überzeugt davon, dass von den One Love Rockers noch viel zu hören sein wird.

Tobias ist nicht der einzige, der begeistert ist von der Musik: "Unser erstes richtiges Konzert hatten wir im Mai diesen Jahres im Bahnhof Süd. Der Saal platzte aus allen Nähten. Junge und alte Menschen sind aufgestanden und ausgerastet", berichtet René. Es folgten weitere Auftritte in der Zeche Carl, und ein Open Air am Baldeneysee. Dort durften sie sogar mit dem jamaikanischen Reggae-Musiker Joseph Blue Grant spielen. "Das war wie ein Ritterschlag für uns", schwärmt René. Denn Grant ist in der Reggae-Szene durchaus eine bekannte Größe. Immerhin war er Wegbegleiter von Bob Marley und stand mit ihm zusammen auf der Bühne. Und Bob Marley, den verehren die jungen Reggae-Musiker natürlich sehr; für seine Musik, aber gerade auch für sein politisches Engagement.

René hat früher immer Rockmusik und Punk gehört. Irgendwann war ihm das "zu heuchlerisch", denn: "Das hören doch alle, wenn sie rebellieren wollen. Reggae hingegen kommt immer so leicht rüber, aber es steckt so viel dahinter. Eigentlich ist das die wahre Rebellion." Natürlich soll die Musik der One Love Rockers Sommergefühle vermitteln und das Publikum zum Tanzen bringen. Doch mindestens genau so wichtig ist es ihnen, mit ihrer Musik zum Nachdenken anzuregen. Ein Beispiel: In dem Titel "Fight for your rights" singen sie von unterdrückten Menschen, die für ihre Rechte einstehen - im Allgemeinen, und speziell in Afrika.

Egal, wo die Musiker hinkommen, sie erleben laut eigener Aussage nur begeistertes Publikum. Ein Mädchen schloss die Band sogar so sehr ins Herz, dass sie ein Foto-Buch mit Bildern von Auftritten zusammenstellte und es der Band schenkte. Die Fotos der Jungs sind darin mit Schmetterlingen verziert. Lion scheint so viel Verehrung ein wenig peinlich zu sein - er vergräbt das Gesicht unter seinen Händen.

Wenn die One Love Rockers gemeinsam Musik machen, scheint irgendetwas in der Luft zu liegen. Es ist etwas ganz besonderes, was die Mitglieder der Band zusammenhalte, meinen sie. Irgendwie stimme die Chemie. Da sind sie sich einig. "Ich habe schon in vielen Bands gespielt. Aber ein solches Kribbeln, wie wenn ich mit den Jungs zusammen im Proberaum oder auf der Bühne stehe und spiele, habe ich noch nirgendwo erlebt", beschreibt Adam. Seine Bandkollegen nicken zustimmend.

Eine Demo-CD haben die vier Essener bereits aufgenommen. Aber, sie sind fest überzeugt, "das geht besser, das wissen wir". Deshalb ist es ihr erklärtes Ziel, in den nächsten Monaten eine CD aufzunehmen.

[Dieser von mir geschriebene Artikel ist am 19. August 2011 in Ausgabe 32 der "Werdener Nachrichten" erschienen]

Das nächste Konzert der "One Love Rockers" ist am kommenden Samstag, 29. Oktober, 17.30 Uhr, beim Halloween-Kürbisfest Kettwig auf der Sparkassenbühne Märchenbrunnen in der Altstadt. Weitere Infos zu diesem Auftritt gibt's hier: http://www.kuerbisfest-kettwig.de/html/programm.html Aktuell laufen Anfragen und Bookings für das nächste Jahr für Reggaefestivals. Den Winter nutzen die OneLoveRockers um die erste CD aufzunehmen, die voraussichtlich im Frühjahr 2012 erscheinen wird.

MySpace-Seite der One Love Rockers: http://www.myspace.com/oneloverockers
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Sonntag, 9. Oktober 2011

Vom Flötenhalbkreis auf die Kirchentagsbühne

Die drei Mitglieder der Leipziger Band "zwischenFall" bezeichnen sich selbst als "Songpoeten" und ihre Musik als "PoetryRock". Auf der Bühne liefern Marco Schlunk (Gitarre, Akkordeon, Piano, Banjo, Technik und Gesang), Tobias Petzoldt (Texte, Gesang, Gitarre und Flöte) und Martin Reichel (Piano, Querflöte, Klarinette, Saxophon, Gesang, Maultrommel und Akkordeon) eine unterhaltsame Mischung aus Musik und Poetry Slam ab. Im Rahmen des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2009 in Bremen hatte ich die Gelegenheit, "zwischenFall" zu für die Rubrik "Reporter" beim Studentenmagazin Unicum.de zu interviewen.

Weil ich das Interview nach wie vor interessant finde, greife ich jetzt in die Mottenkiste und grabe es wieder aus, um es hier erneut zu veröffentlichen. In diesem Sinne: Viel Spaß damit!


mhö: Wie würdet ihr das, was ihr macht, selbst beschreiben?

Tobias: Wir haben lange überlegt, wie wir es nennen wollen und uns schließlich für die Bezeichnung "PoetryRock" entschieden. Es ist eine Mischung aus Musik und Poetry Slam-Texten, die wir zwischen den Stücken lesen. Marco und ich haben uns während des Studiums kennen gelernt. Früher waren wir eher eine klassische Band, und irgendwann kamen wir dann auf die Idee, das Text und Musik für unser Bühnen-Programm eigentlich tragend sein müssten.

mhö: Mir ist bei eurem Konzert gerade aufgefallen, dass ihr auch ein paar Texte mit christlichen Motiven im Programm hattet. Habt ihr diese Texte speziell für den Kirchentag geschrieben, oder gehören sie zu eurem Standard-Repertoire?

Tobias: Wir treten auf vielen verschiedenen, auch weltlichen Bühnen auf und passen uns immer den Gegebenheiten an. Generell machen wir Poetry Slam und Rock mit meditativen Texten. Einige Texte habe ich auch speziell für den Kirchentag geschrieben, zum Beispiel ein Gedicht, dass sich mit dem Kirchentags-Motto "Mensch, wo bist du?" beschäftigt.

mhö: Würdet ihr euch selbst als "christliche Band" bezeichnen?

Marco: Noten an sich sind ja nicht christlich. Das die Musiker, die dahinter stehen, einen christlichen Hintergrund haben, darf und soll bei unserer Musik aber ruhig durchscheinen. Wir sind alle drei der evangelisch-lutherischen Kirche verbunden und in unseren jeweiligen Gemeinden aktiv.

mhö: Was wollt ihr den leuten, die auf eure Konzerte gehen, mit auf den Weg geben? Habt ihr so etwas wie ein "Motto", unter dem eure Musik steht?

Tobias: Das Wichtigste an unseren Konzerten ist zuerst mal, dass die Leute Spaß haben und gut unterhalten werden. Dann gibt es immer ein zentrales Motiv, unter das ich versuche, meine Texte zu stellen - das wechselt im Laufe der Zeit. Früher hieß das Motiv "Bewegung" und "in Bewegung bleiben". Dann ging es um die Frage nach der Heimat. Momentan beschäftigen wir uns mit dem Thema "Reden" und Fragen wie "Welchen Wert gebe ich der Rede?" und "Was führe ich eigentlich im Mund und was gebe ich erfüllt weiter?" Zwischenfall-Pressefoto

mhö: Andere Bands werfen bei Konzerten Plektrons ins Publikum. Du nimmst stattdessen den zerknüllten Gedichttext, den du gerade gelesen hast. Ist das einfach nur Spaß oder wollt ihr damit auch etwas ausdrücken?

Tobias: Das ist eine lustige Tradition, die sich bei uns so entwickelt hat. es macht einfach Spaß, den "Wettlauf" (des Publikums, Anm. von sigmundmarx) um einen Gedichttext zu beobachten. Vielleicht ist das Zerknüllen des texts aber auch ein Symbol dafür, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen. Das Wort verlässt den Mund, wir werfen das Wort dann in die Menge, wo es wieder weitergegeben wird. Bei anderen Bands geht's um Plektrons, bei uns geht es um den Inhalt.
Marco (lacht): Außerdem sind Plektrons teurer als Texte!

mhö: Ihr gebt ja auf diesem Kirchentag eine ganze Reihe von Konzerten. Seid ihr zufrieden mit der Stimmung?

Tobias: Heute war die Stimmung sehr gut. Die Leute haben sich bewegt und man merkte, dass es ankam. Ein Problem am Kirchentag ist allerdings, dass es viele Massenveranstaltungen gibt, die massiv beworben werden und sehr viel Publikum anziehen. Da gehen kleinere Acts leider manchmal etwas unter. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden. Gestern Abend hatten wir beispielsweise eine poetische Nacht in der Speicherstadt, bei der auch ein paar Schüler interaktiv mitgewirkt haben und ihre eigenen Texte vorgetragen haben. Das war eine runde Sache.

mhö: Habt ihr neben euren Auftritten auch Zeit, etwas von der Stadt Bremen und vom Kirchentags-Programm mitzunehmen?

Martin: Ja, ich habe mir die Innenstadt angeguckt und war bei einer musikalischen Veranstaltung.
Tobias: Ich habe vorhin eine Jazz-Dampfschifffahrt auf der Weser gemacht. Sehr zu empfehlen!

mhö: Woher holt ihr euch eure Inspiration? Habt ihr musikalische Vorbilder?

Tobias: Unsere musikalischen Einflüsse holen wir uns eigentlich immer von der CD, die Marco gerade neu hat. (lacht) Ansonsten versuchen wir schon, vielfältig zu sein: Element of Crime, Latin oder auch mal schlichter Punk - wir hören und machen im Prinzip alles, was Spaß macht.

mhö: Zum Schluss noch die klassische Frage, was eure jeweilige Initialzündung für das "Musik-Machen" war?

Marco: Meine Familie war musiklos, daher haben meine Eltern mich nie gezwungen, irgendein Instrument zu erlernen. Irgendwann habe ich dann auf dem Dachboden mal ein altes verschimmeltes Akkordeon gefunden und angefangen zu spielen. Meine Freunde haben mir mehrfach dazu geraten, nicht weiterzumachen - aber ich habe nicht darauf gehört.
Martin: Ich habe mit sechs Jahren Blockflöte gelernt und mich dann Instrument für Instrument durchs Leben geschlagen. Viele Instrumente habe ich mir selbst beigebracht.
Tobias: Mein Weg zur Musik begann ebenfalls mit sechs Jahren. Ich war damals in der Vor-Kurrende unserer Gemeinde - und im Flötenkreis. Wobei ich ja immer damit genervt habe, dass es ja eigentlich ein Flötenhalbkreis war. Ja ja, ich war damals schon sehr lustig.

Musik, Tour-Termine & weitere Infos: http://zwischenfall.net

Foto: zwischenFall
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