Äpfel und Birnen in einem Topf
Kommentar zu einem Panel beim MainzerMedienDisput 2010
„Islamphobie & Missbrauchshysterie – wenn Medien nicht mehr funktionieren“ – so lautete der Titel eines Panels beim Journalistenkongress „Mainzer Medien Disput 2010“ im ZDF Sendezentrum in Mainz. „Lassen sich diese beiden Themen überhaupt in einen Topf werfen, oder vergleichen wir hier am Ende Äpfel mit Birnen?“ lautete die Eingangsfrage des Moderators Meinhard Schmidt-Degenhard. In einen Topf gemischt und als Einheits-Kompott verpackt wurde bei dieser Diskussion in der Tat vieles – was aber nicht nur an der weit gefassten Themenstellung lag. Geschmeckt hat es den Diskussionsgästen anscheinend trotzdem.
Denn mittels geschickter Fragestellungen gelang es der Moderation doch noch, einen Bezug zwischen diesen beiden Themen, die auf den ersten Blick inhaltlich nicht so viel miteinander zu tun haben, herzustellen: Beide Vorgänge könnte man als Skandalthemen, die in jüngster Vergangenheit medial diskutiert und gehypt wurden, bezeichnen. So wurde angeregt debattiert: Sind die Journalisten in der Berichterstattung über beide Themen Verantwortung gerecht geworden? Haben sie sich von einem Hype mitreißen, am Ende gar instrumentalisieren lassen? Bestimmen alleine Auflage, Quote und Sensationsgier die Art und Weise, wie über solche Themen berichtet wird?
So gesehen wurde der „Medien Disput“ auf diesem Panel seinem Namen durchaus gerecht, denn es wurde konstruktiv gestritten, sowohl über die mediale Aufbereitung der Missbrauchsskandale, als auch über die Integrationsdebatte. Etwa, wenn Kapuzinermönch und Fernsehpater Bruder Paulus in aller Deutlichkeit von den anwesenden Journalisten forderte: „Wir brauchen Leute mit Migrationshintergrund in den Medien, gerade auch im öffentlich-rechtlichen Bereich. Die deutschen Medien sind in dieser Hinsicht so was von nicht integriert.“ Oder, wenn Matthias Drobinski von der Süddeutschen Zeitung selbstkritisch einräumte, es sei vielleicht ein Fehler der deutschen Medienlandschaft gewesen, dass Journalisten erst so spät über die Missbrauchs-Skandale an der Odenwaldschule berichtet hätten.
Tibeth Sinha, Redaktionsleiter der WDR-Sendung Cosmo TV, gibt zu, er sei angesichts des etwas schwammig anmutenden Oberthemas zuvor etwas skeptisch gewesen. Die Diskussion hat er dennoch als fruchtbar empfunden: „Wir waren eine sehr heterogene Gruppe, die es aber sehr gut hinbekommen hat, und das dünne verbindende Band zwischen diesen beiden Themen, das es ja gibt, zu finden, und uns daran entlang zu hangeln. Wir haben über Medienreflexe gesprochen, über die Frage: Wann wird worüber und wie berichtet?“
Dennoch – irgendetwas fehlte während der Diskussion. Was war das nur? Ach ja, ein Vertreter einer islamischen Glaubenrichtung war unter den Panel-Gästen nicht zu finden. So richtig schien das während der Diskussion allerdings niemandem aufzufallen. Sinha bekundet, er sehe das ebenfalls kritisch: „Genau da sehen wir das Grunddilemma.“ Es werde über Islamphobie geredet, nicht aber mit dem Islam. „Wenn mal jemand von den Betroffenen hinzugeholt wird, dann ist das meist ein Alibi-Moslem, im besten Fall ein Mädchen mit Kopftuch.“ Und ergänzt, nachdem er eine Weile überlegt hat: „Vielleicht dachten die sich auch aufgrund meines Namens: ‚Dann wird der schon Türke sein’.“ Sinha, der christlichen Glaubens, väterlicherseits Inder und mütterlicherseits Ungar ist, kritisierte das Schubladendenken, das in unserer Gesellschaft herrsche. Vieles werde in einen Topf geworfen – beispielsweise fehle ihm in den Medien eine klare Trennung von Islam-Debatte und Zuwanderungsdebatte. In der Tat: Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe – oder eben Äpfel und Birnen. Womit wir wieder beim Kompott wären.
Offizielle Homepage des MainzerMedienDisput: http://www.mediendisput.de/
„Islamphobie & Missbrauchshysterie – wenn Medien nicht mehr funktionieren“ – so lautete der Titel eines Panels beim Journalistenkongress „Mainzer Medien Disput 2010“ im ZDF Sendezentrum in Mainz. „Lassen sich diese beiden Themen überhaupt in einen Topf werfen, oder vergleichen wir hier am Ende Äpfel mit Birnen?“ lautete die Eingangsfrage des Moderators Meinhard Schmidt-Degenhard. In einen Topf gemischt und als Einheits-Kompott verpackt wurde bei dieser Diskussion in der Tat vieles – was aber nicht nur an der weit gefassten Themenstellung lag. Geschmeckt hat es den Diskussionsgästen anscheinend trotzdem.
Denn mittels geschickter Fragestellungen gelang es der Moderation doch noch, einen Bezug zwischen diesen beiden Themen, die auf den ersten Blick inhaltlich nicht so viel miteinander zu tun haben, herzustellen: Beide Vorgänge könnte man als Skandalthemen, die in jüngster Vergangenheit medial diskutiert und gehypt wurden, bezeichnen. So wurde angeregt debattiert: Sind die Journalisten in der Berichterstattung über beide Themen Verantwortung gerecht geworden? Haben sie sich von einem Hype mitreißen, am Ende gar instrumentalisieren lassen? Bestimmen alleine Auflage, Quote und Sensationsgier die Art und Weise, wie über solche Themen berichtet wird?
So gesehen wurde der „Medien Disput“ auf diesem Panel seinem Namen durchaus gerecht, denn es wurde konstruktiv gestritten, sowohl über die mediale Aufbereitung der Missbrauchsskandale, als auch über die Integrationsdebatte. Etwa, wenn Kapuzinermönch und Fernsehpater Bruder Paulus in aller Deutlichkeit von den anwesenden Journalisten forderte: „Wir brauchen Leute mit Migrationshintergrund in den Medien, gerade auch im öffentlich-rechtlichen Bereich. Die deutschen Medien sind in dieser Hinsicht so was von nicht integriert.“ Oder, wenn Matthias Drobinski von der Süddeutschen Zeitung selbstkritisch einräumte, es sei vielleicht ein Fehler der deutschen Medienlandschaft gewesen, dass Journalisten erst so spät über die Missbrauchs-Skandale an der Odenwaldschule berichtet hätten.
Tibeth Sinha, Redaktionsleiter der WDR-Sendung Cosmo TV, gibt zu, er sei angesichts des etwas schwammig anmutenden Oberthemas zuvor etwas skeptisch gewesen. Die Diskussion hat er dennoch als fruchtbar empfunden: „Wir waren eine sehr heterogene Gruppe, die es aber sehr gut hinbekommen hat, und das dünne verbindende Band zwischen diesen beiden Themen, das es ja gibt, zu finden, und uns daran entlang zu hangeln. Wir haben über Medienreflexe gesprochen, über die Frage: Wann wird worüber und wie berichtet?“
Dennoch – irgendetwas fehlte während der Diskussion. Was war das nur? Ach ja, ein Vertreter einer islamischen Glaubenrichtung war unter den Panel-Gästen nicht zu finden. So richtig schien das während der Diskussion allerdings niemandem aufzufallen. Sinha bekundet, er sehe das ebenfalls kritisch: „Genau da sehen wir das Grunddilemma.“ Es werde über Islamphobie geredet, nicht aber mit dem Islam. „Wenn mal jemand von den Betroffenen hinzugeholt wird, dann ist das meist ein Alibi-Moslem, im besten Fall ein Mädchen mit Kopftuch.“ Und ergänzt, nachdem er eine Weile überlegt hat: „Vielleicht dachten die sich auch aufgrund meines Namens: ‚Dann wird der schon Türke sein’.“ Sinha, der christlichen Glaubens, väterlicherseits Inder und mütterlicherseits Ungar ist, kritisierte das Schubladendenken, das in unserer Gesellschaft herrsche. Vieles werde in einen Topf geworfen – beispielsweise fehle ihm in den Medien eine klare Trennung von Islam-Debatte und Zuwanderungsdebatte. In der Tat: Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe – oder eben Äpfel und Birnen. Womit wir wieder beim Kompott wären.
Offizielle Homepage des MainzerMedienDisput: http://www.mediendisput.de/
sigmundmarx - 3. Sep, 17:17